Gewalt gegen israelische Fußballfans: Was tun?

Nach dem Fußballspiel Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv am Donnerstagabend haben pro-palästinensische Randalierer nach Behördenangaben gezielt israelische Fans verfolgt und tätlich angegriffen. Etwa 20 bis 30 Menschen wurden dabei verletzt. Europas Presse sieht die Gewalt als Hinweis auf einen antisemitischen Trend, der dringend gestoppt werden muss.

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Obosrewatel (UA) /

Die Welt muss aufwachen

Borys Loschkin, Präsident der Jüdischen Konföderation der Ukraine, zeigt sich in Obosrewatel entsetzt über die Gewalt:

„Das waren nicht die üblichen Zusammenstöße zwischen Fußballfans. Juden wurden von Autos angefahren, geschlagen, mit Messern angegriffen und in den Fluss getrieben, weil sie Juden sind. … All das geschah nicht 1938, sondern 2024 und mitten in Europa, einen Tag vor dem Jahrestag der sogenannten Kristallnacht. Vor 86 Jahren hatte auf diese Weise der Holocaust begonnen. Es ist die Zeit, dass die Welt aufwacht.“

Göteborgs-Posten (SE) /

Das Gesicht eines neuen Antisemitismus

Aus Sicht von Göteborgs-Posten belegen die Ereignisse in Amsterdam einen europaweiten Trend:

„Um den modernen Antisemitismus in Europa zu verstehen, ist es von Nutzen, den norwegischen Historiker Johannes Due Enstad zu lesen. Laut seiner Studie über Antisemitismus in Europa seit 2018 sind das Vorhandensein einer weit verbreiteten kritischen Haltung gegenüber Israel sowie eine große muslimische Community die wichtigsten Ursachen von umfassendem Antisemitismus in einem Land. Dies, so Due Enstad, stärke die Hypothese von einem 'neuen' Antisemitismus, der aus Hass auf Israel erwächst. Diese Einsicht muss man verinnerlichen, um zu verstehen, dass es sich bei den derzeitigen Ereignissen nicht um isolierte Phänomene handelt – sie sind Teil eines größeren Problems im gesamten Westeuropa.“

taz, die tageszeitung (DE) /

Das waren Hetzjagden

Den Hinweis, dass auch die israelischen Fans zu den Vorfällen beigetragen hätten, lässt die taz nicht gelten:

„Ja, die aktive Fanszene von Maccabi Tel Aviv ist teilweise von rechten Hools geprägt, wie der Gruppe 'Fanatics'. Sie randalierten selber vor dem Spiel, rissen Palästina-Flaggen von Fenstern und sangen rassistische und kriegsverherrlichende Lieder auf ihrem Weg ins Stadion. Rechtfertigt dies jedoch die zügellose Gewalt, die sich nach dem Spiel deutlich zeitversetzt abspielte? Ist es legitim gewesen, dass man die Stadt nach Israelis durchsuchte, völlig irrelevant, ob sie zu Maccabi gehören? Ist es fair, jeden einzelnen Fan ins Visier nehmen zu dürfen? Frauen, Familien, Kinder? Das in Amsterdam waren Hetzjagden.“

De Volkskrant (NL) /

Hass nicht mit Hass bekämpfen

De Volkskrant mahnt, dass die Debatte nun nicht nur über den Polizeieinsatz gehen darf:

„Das lenkt von der Frage ab, warum zu viele Randalierer ihre Abneigung gegen die israelische Gewalt im Gazastreifen nicht von ihrer offensichtlichen Abneigung gegen Juden im Allgemeinen trennen können. Das muss im Kontext mit Untersuchungen gesehen werden, wonach inzwischen ein Viertel der niederländischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Holocaust bagatellisiert. ... Um den Trend umzukehren und Menschen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen, sind langfristige Anstrengungen nötig. Wenn die Debatte von Politikern dominiert wird, die ihrerseits darauf drängen, Menschen zu deportieren, kommt das Land keinen Schritt weiter.“

La Repubblica (IT) /

Engagierteres Europa notwendig

Die EU muss ihr Augenmerk auf die Ursache des neuen Antisemitismus lenken, fordert La Repubblica:

„Um zu verhindern, dass es zu weiteren Amsterdams kommt, kann und muss man sicherlich auf eine kollektive Mobilisierung der Gewissen setzen. ... Aber es ist auch und vor allem notwendig, dass die europäischen Regierungen den Mut und die Entschlossenheit aufbringen, die Bedingungen und Voraussetzungen zu schaffen, einem Konflikt ein Ende zu setzen, der zur Quelle des Hasses geworden ist, aus dem sich jeder antisemitische Impuls speist. Dies gilt umso mehr, als mit Donald Trump ein Präsident ins Weiße Haus zurückkehrt, der bereit ist, die Waffenarsenale Israels aufzufüllen und die Fortsetzung des Krieges zu unterstützen.“