Was bedeutet der Fall der Aktienkurse?
An vielen Börsen weltweit sind am Montag die Kurse abgesackt. Betroffen waren insbesondere Technologie-Konzerne. Aktien von Apple verloren zeitweise rund zehn Prozent an Wert. Die Kurse von Microsoft und Alphabet sanken um rund fünf Prozent. Der japanische Nikkei-Index erlebte den schlimmsten Absturz seit Jahrzehnten. Inwieweit das wirklich Anlass zur Sorge gibt, bewerten Kommentatoren höchst unterschiedlich.
Gefährliche Konzentration auf Big Tech
Corriere della Sera analysiert:
„Mit dem enormen Wachstum der amerikanischen Big Tech in den letzten Jahren, der wiederum mit der digitalen Revolution, der künstlichen Intelligenz und der Revolution der E-Mobilität zusammenhängt, haben sich die Aktienmärkte nach und nach unglaublich konzentriert. Nie zuvor hatten so wenige Unternehmen einen so großen Einfluss auf den Gesamtwert der Weltmärkte. Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet (Google), Amazon, Meta (Facebook) und Tesla - in der Reihenfolge ihrer Kapitalisierung - sind inzwischen zusammen über 13 Billionen Dollar wert. Sicher, man sollte sich vor unpassenden Vergleichen hüten. Aber das ist mehr als das einjährige Bruttoinlandsprodukt der Eurozone.“
Krise als Chance
La Libre Belgique warnt davor, in Panik zu verfallen:
„Solche Korrekturen sind in einem gesunden Markt völlig normal. … [Insbesondere] die außergewöhnlichen Börsenentwicklungen der sieben Tech-Stars (Apple, Meta, Google, Amazon, Microsoft, Nvidia und Tesla) haben die Aktienindizes in den letzten Monaten aufgebläht. So sehr, dass sie die Realität der Finanzmärkte verzerrten und heute zu einer beispiellosen Volatilität führen. ... Die derzeitige Volatilität, deren Ausgang natürlich ungewiss bleibt, wird Investoren vielleicht gute Gelegenheiten bieten, ihre Positionen neu auszurichten.“
Späte Erkenntnis trifft Börsen mit Wucht
Aus Sicht des Handelsblatts hätte der Kursrutsch auch schon viel früher kommen können:
„Die Liste der Unsicherheitsfaktoren ist ebenso lang wie Furcht einflößend: die epochale Rückkehr der Inflation, der verzweifelte und fast unmögliche Balanceakt der Notenbanken, diese mit kräftigen Leitzinsanhebungen zu bekämpfen, ohne die Volkswirtschaften in eine Rezession zu treiben, die fast überall rapide ansteigende Staatsverschuldung und schließlich die geopolitischen Risiken rund um den Nahostkonflikt, den Ukrainekrieg und die drohende Taiwaninvasion. All das schienen die Börsen lange Jahre zu ignorieren. ... Offenbar hat sich aber diese Einschätzung geändert, wenn auch reichlich spät, weshalb es die Börsen nun mit entsprechender Wucht erwischt.“
Anzeichen stehen auf Rezession
Der Ölpreis zeigt für Jornal Económico, wo es in Zukunft hingeht:
„Alle Indikatoren deuten auf eine Verlangsamung der Weltwirtschaft hin. ... Es macht keinen Sinn, dass der Preis für ein Barrel Öl fällt, wenn der Kontext der Instabilität im Nahen Osten und in Venezuela so ist, wie er ist. Der Markt müsste umgekehrt reagieren und den Preis nach oben treiben. Der Grund für den Preisrückgang ist einfach: Die Weltwirtschaft verlangsamt sich und damit sinkt die weltweite Nachfrage nach Öl.“
Die USA sind das Epizentrum
Auswirkungen der US-Zinspolitik erkennt Posta:
„Die Fed will hohe Zinssätze beibehalten, um die Inflation auf diese Weise zu kontrollieren. Die US-Wirtschaft ist dadurch jedoch von einer Rezession bedroht, da neue Investitionen aufgrund der hohen Zinssätze die Beschäftigung nicht erhöhen können und andere politische und soziale Auswirkungen zu befürchten sind. Eine Rezession in den USA wäre eine große Bedrohung und ein Risiko für die Weltwirtschaft, insbesondere für die japanische und europäische Wirtschaft. Die hohen Zinssätze wirken sich insbesondere in Sektoren wie der Bauwirtschaft hemmend auf Investitionen aus.“