China provoziert mit Militärübungen rund um Taiwan
Seit Donnerstag führt China Militärmanöver um die Insel Taiwan im Indopazifik durch. Das Land meldete dutzende Verletzungen seiner Luftverteidigungszone. Gestern drohte China mit einem Blutvergießen, heute sagte ein chinesischer Militärsprecher, es handle sich um einen Test der Fähigkeiten, die Macht über die selbstverwaltete Insel zu übernehmen. Die Presse sieht die jüngsten Entwicklungen kritisch.
Die dritte Front
Peking nutzt die Gunst der Stunde, erklärt La Stampa:
„Chinas militärische Machtdemonstration unmittelbar nach der Einsetzung von Taiwans stärkstem Fürsprecher der Unabhängigkeit hat die Aufmerksamkeit der Welt plötzlich wieder auf die 'dritte Front' gelenkt, einen Konflikt, der eingefroren, aber immer bereit zu explodieren ist. Xi Jinpings muskulöses Auftreten folgt auf den Besuch von Wladimir Putin in Peking, der die Beziehungen zwischen den beiden Mächten als Antagonisten des Westens wiederhergestellt hat. ... In formaler Hinsicht will Peking jedoch keine Fehltritte begehen. Es ist entschlossen, sich die Widersprüche zunutze zu machen, die sich im westlichen Block abzeichnen und die durch die andere heiße Front, den israelisch-palästinensischen Konflikt, hervorgehoben werden.“
Europa muss Taiwan schützen
La Croix fürchtet, dass China mit Taiwan so verfährt wie Russland mit der Ukraine:
„Der [demokratische] Weg ist für ein Regime, das auf der gnadenlosen Herrschaft der KP beruht, unerträglich, genauso wie die Demokratisierung der Ukraine vom Kreml als bedrohlich angesehen wurde. Die Diktatoren, die in China und Russland herrschen, teilen die gleiche Feindseligkeit gegenüber einer Regierungsform, welche die Regierenden gegenüber ihrem Volk zur Rechenschaft verpflichtet. Seit zwei Jahren stützen sie sich gegenseitig immer stärker. ... In dieser Perspektive muss Taiwan als ein Vorposten der Grundsätze und Werte betrachtet werden, die insbesondere von den Europäern gefördert werden. Es muss unterstützt und geschützt werden.“
Schwere Folgen für Weltwirtschaft
LB.ua weist auf die ökonomische Dimension des Konflikts hin:
„Im Falle einer Eskalation könnten die westlichen Länder, insbesondere die USA und ihre Verbündeten, harte Wirtschaftssanktionen gegen China verhängen. Diese könnten Beschränkungen für Technologieexporte, Investitionsverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten chinesischer Unternehmen und Regierungsorganisationen einschließen. Angesichts der wirtschaftlichen Verflechtungen könnten solche Sanktionen jedoch schwerwiegende Folgen für die Weltwirtschaft haben.“