Trump droht Putin: Mit Druck zum Deal?
In seiner Antrittsrede hatte US-Präsident Trump zum Thema Ukraine-Krieg noch geschwiegen. Nun richtete er sich auf Truth Social an Wladimir Putin: "STOPPEN Sie diesen irrwitzigen Krieg!" Sollte es nicht bald eine Lösung geben, müsse er "hohe Steuern, Zölle und Sanktionen“ auf russische Exporte erheben. Laut Wall Street Journal hat Trump seinem Unterhändler Keith Kellogg 100 Tage Zeit gegeben, einen Deal auszuhandeln.
Den Kreml aus Pekings Orbit reißen
Politologe Alvydas Medalinskas sieht in LRT hinter Trumps Vorgehen in der Ukraine-Frage dessen Ziel, als Weltmacht Nr. 1 China in die Schranken zu weisen:
„Er könnte der Ukraine mehr Unterstützung bieten als Biden – wenn Putin sich Trumps Bestreben widersetzt, als global anerkannter Friedensstifter wahrgenommen zu werden und noch in diesem Jahr einen Friedensschluss zu erzielen. Umgekehrt könnte Putin Trumps Wohlwollen gewinnen, wenn er bereit wäre, sich von China zu distanzieren. In der von Trump angestrebten neuen Weltordnung gleicht die internationale Politik einer Waage. Wer sich Trumps Vision anpasst oder überzeugend darlegen kann, wie wichtig die eigene Politik für diese Vision ist, erhält die Unterstützung der USA. Wer jedoch nicht in dieses Bild passt – egal, ob Verbündeter oder nicht – muss mit Schwierigkeiten rechnen.“
So undiplomatisch kommt man nicht ans Ziel
Über die Art und Weise, wie Trump Druck auf Putin macht, empört sich La Stampa:
„Wenn die Diplomatie des neuen US-Präsidenten der Linie seines Posts folgt, in dem er Wladimir Putin aufforderte, 'den Krieg zu beenden, weil es sonst nur noch schlimmer kommt', wird selbst die Aufnahme von Verhandlungen nicht einfach sein. Eine Verhandlungsinitiative durch die Androhung neuer Sanktionen und Zölle einzuleiten, ist im Allgemeinen kein entgegenkommender Ansatz, aber den Vorschlag an Putin, einzulenken und die Invasion in der Ukraine zu beenden, öffentlich als 'großen Gefallen' darzustellen, wird höchstwahrscheinlich ein 'Njet' zur Folge haben. Es ist schwer zu sagen, ob und mit wem sich Trump beraten hat, aber seine Botschaft scheint genau so formuliert zu sein, dass der russische Führer sie nicht akzeptieren kann.“
Moskau kann Trump-Dekrete als Sieg verkaufen
Auf Facebook erkennt Politologe Abbas Galliamow in Trumps Werte-Wende ein Argument für Putin, um aus dem Ukrainekrieg aussteigen zu können:
„Putin kann es sich nicht leisten, ohne Sieg nach Hause zu kommen. Insofern könnte Trumps Entscheidung, dass die US-Behörden nur noch zwei Geschlechter - männlich und weiblich - anerkennen, sowie seine anderen Schritte zur Bekämpfung von 'Inklusivität und Vielfalt' eine positive Rolle spielen. Bekanntlich ist es die westliche 'Toleranz', die Russland als eine der Erklärungen für die Kriegsursachen anführt. ... Diesbezüglich ist der Konflikt beigelegt. Der Westen hat 'seine Fehler eingesehen', ist 'auf dem Weg der Besserung' und 'Russland hat seine Sache bewiesen'. Die einheimische Propaganda könnte eine mögliche Deeskalation mit diesen Argumenten gut erklären.“
Russlands Niederlage ist auch im US-Interesse
Aftonbladet glaubt nicht, dass Trump sich von der europäischen Position abwendet:
„Donald Trump hat sich seit seinem Amtsantritt am Montag mit Angriffen auf Europa zurückgehalten. Er hat sogar angedeutet, die Zölle fallen zu lassen, wenn Europa einfach mehr US-Öl und Gas kauft. Was den Krieg in der Ukraine anbelangt, so liegt es weiterhin im Interesse der USA, dass Russland verliert – aus Prestigegründen, aber auch, weil ein russischer Sieg China stärken würde. Und die Nato-Länder haben sich vorsichtig darauf geeinigt, dass es gut wäre, das Ziel für die nationalen Verteidigungsausgaben auf 3 bis 5 Prozent des BIP zu erhöhen. ... Aber wenn sich eine Lehre aus Trumps letzter Amtszeit ziehen lässt, dann die, dass sich die Dinge schnell ändern können.“
Rüstungsboom spricht für weiteren Kyjiw-Support
Wirtschaftlich profitieren Trump und sein Umfeld von einem geeinten Westen an der Seite der Ukraine, erläutert Spotmedia:
„Russlands Krieg hat zu einem Boom der Rüstungsindustrie in ganz Europa, aber auch in den USA, Japan und Australien geführt. Plötzlich wurden die Rüstungsfirmen mit Aufträgen und Geld der westlichen Staaten überschwemmt, die endlich die Kriegsgefahr verstanden hatten und einer raschen Erhöhung der Verteidigungshaushalte in ihren Ländern zustimmten. Eine derart breite öffentliche Unterstützung dafür, Geld in die Verteidigung zu stecken, hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben. Donald Trump ist ein pragmatischer Anführer. Er wird von Tech-Milliardären umgeben und von der Lobby der Rüstungsfirmen unterstützt. Dass die Verteidigung so boomt, ist eine Chance, die Investoren gewiss nicht verpassen wollen.“