Macron zu Besuch bei Trump

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Montag seinen Amtskollegen Donald Trump im Weißen Haus getroffen und mit ihm über die Lage in der Ukraine gesprochen. Macrons Ziel war es, Trump von seiner pro-russischen Position abzubringen und Europa in Friedensgesprächen an den Verhandlungstisch zu befördern. Die Presse zieht Bilanz.

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Visão (PT) /

Selbstbewusster Gast im Weißen Haus

Visão lobt Macrons Auftritt:

„Emmanuel Macron hat Donald Trump im Oval Office korrigiert und ihn in seinem eigenen Haus in die Defensive gedrängt. Er hat gezeigt, dass Frankreich und Europa keine Angst davor haben, dass sich die USA aus der Nato zurückziehen oder ihre Beteiligung zu einem rein symbolischen Akt machen könnten. ... Wir haben einen starken Macron gesehen, der sich seiner Rolle und seiner Macht als Führer einer Atommacht bewusst ist und der in der Lage ist, Washington zu sagen, dass der amerikanische Schutzschirm durch Franzosen und Briten ersetzt werden kann.“

Capital (GR) /

Nur Frankreich kann das Ruder in die Hand nehmen

Paris muss eine führende Rolle einnehmen, findet Capital:

„Europa kann es sich nicht leisten, in dieser Situation kopflos zu bleiben. Es braucht eine Führung, die schnell handeln, kritische Entscheidungen treffen und eine Strategie ohne Verzögerungen und institutionelle Einschränkungen entwickeln kann. Und das einzige Land, das dies tun kann, ist Frankreich. Die militärische Macht ist ein weiteres entscheidendes Element. Frankreich ist die einzige Atommacht in der EU und das einzige Land auf dem Kontinent, das die europäische Sicherheit, wenn auch nur vorübergehend, ohne externe Garantien gewährleisten kann.“

The Independent (GB) /

Eigenarten aushalten und sanft steuern

Nach Macron wird gegen Ende der Woche der britische Premier Keir Starmer Washington besuchen. The Independent gibt Tipps im Umgang mit Trump:

„Tatsache ist, dass Europa sich so stark an die USA gebunden hat – in Bezug auf Handel, Kultur und militärischen Schutz –, dass es diese nicht einfach ausschließen kann. Trump muss man steuern, mit seinen Stimmungsschwankungen klarkommen: Erwähnen Sie ihn besser nicht beim Namen, wenn Sie über den Schaden sprechen, den seine Politik angerichtet hat. Nennen Sie ihn in den sozialen Medien unbedingt einen großartigen 'Dealmaker', selbst wenn das Gegenteil der Fall ist. Machen Sie ein Selfie, wenn Sie können, recken Sie den Daumen nach oben, nehmen Sie die Anrufe entgegen und seine Wutanfälle hin. Alles mit einem Ziel: Ihn behutsam zur richtigen Lösung zu führen.“

Les Echos (FR) /

Europa muss sich widersetzen

Trump kann nicht zur Vernunft gebracht werden, warnt Les Echos:

„Angesichts des 'Verrats Washingtons' sollten sich weder Paris noch London der Illusion hingeben, als bevorzugte Vermittler zwischen Europa und den USA zu agieren: weder der britische Premier im Namen der besonderen Beziehungen zwischen London und Washington noch Emmanuel Macron mit seinem Charme. Es geht nicht darum, Trump zu verführen, indem man davon träumt, ihn zur Vernunft zu bringen, sondern darum, sich ihm zu widersetzen – im Namen der Verteidigung unserer Interessen und der Treue zu unseren Werten. Die Ukraine aufzugeben bedeutet, zu verraten, wer wir sind. Es ist auch die Garantie dafür, dass wir nach der Schande den Krieg bekommen werden.“