Kursrutsch an den US-Börsen: Ist Trump schuld?

Nach dem Wahlsieg Donald Trumps herrschte Euphorie an der Wall Street, doch nun purzeln die Kurse: Seit Mitte Februar ist der Wert der im US-Aktienmarktindex S&P 500 vertretenen Unternehmen um vier Billionen Dollar geschrumpft. Die Medien analysieren, was der von Tech-Giganten dominierten US-Wirtschaft aktuell so zusetzt.

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Dagens Nyheter (SE) /

Zoll-Chaos verunsichert die Wirtschaft

Die Zollpolitik Donald Trumps wird von Dagens Nyheter entschieden kritisiert:

„Unternehmen müssen sich entscheiden, entweder etablierte und gut funktionierende Produktionsketten aufzubrechen oder die Preise drastisch zu erhöhen. Und nichts wird dadurch besser, dass die Trump-Regierung fast täglich ihre Meinung ändert, welche Zölle für welche Produkte gelten sollen. ... Wenn es etwas gibt, das Unternehmen hassen, dann ist es Unsicherheit. ... Sowohl für die USA als auch für die EU gibt es gute Gründe, Zölle gegen China zu erheben, nicht zuletzt aus geopolitischen Gründen. Doch der Zollkrieg in Nordamerika – und gegen die US-Verbündeten im Rest der Welt – ist purer Schwachsinn.“

Corriere del Ticino (CH) /

Es konnte gar nicht anders kommen

Trumps Politik traf auf eine fragile Wirtschaftsbasis, analysiert Corriere del Ticino:

„Ausgelöst wurde der Fall der US-Aktienkurse durch den verrückten Zollkrieg und Elon Musks Kürzungspläne im Regierungsapparat. Diese Faktoren können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Ungleichgewichte, die das außergewöhnliche Wachstum der letzten Jahre ermöglicht haben, zuspitzen. Ein enormes öffentliches Defizit, das inzwischen 120 Prozent des BIP übersteigt, ein Handelsdefizit, das sich weiter ausweitet, und schließlich eine große Spekulationsblase bei den Aktien von Unternehmen, die im Bereich der neuen Technologien und insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig sind.“

La Vanguardia (ES) /

Wohlstandsversprechen war nur Wahlkampf

La Vanguardia sieht eine desillusionierte US-Finanzwirtschaft:

„Einer der Gründe für die Niederlage der Demokraten war Joe Bidens Unfähigkeit, die Inflation einzudämmen. ... Trump versprach 'hochschießenden Wohlstand und einen nie gesehenen Boom'. ... Jetzt ist er kleinlauter und spricht von einer 'Übergangsphase, die etwas dauern wird'. Seine Zollentscheidungen wirken sich auf die Aktienmärkte aus und die Anleger befürchten ein Ansteigen der Inflation. ... Das beste Beispiel ist Elon Musk. ... Seit der Tycoon nach Washington gezogen ist, sind die Aktien von Tesla gefallen. ... Die meisten Banken sorgen sich, dass Trumps stürmisch getroffene Entscheidungen die USA nicht in Richtung Stabilität führen. ... Der versprochene Aufschwung war nichts als Wahlkampfgerede.“

Libération (FR) /

Maga-Fans könnten enttäuscht werden

Trumps Kurs könnte seine Anhänger härter treffen als die Finanzmärkte, warnt Libération:

„Die von Elon Musk angeführte Kettensägenoffensive gegen den 'Wohlfahrtsstaat' – Haushaltskürzungen, Zerschlagung von USAID und Massenentlassungen von Staatsbediensteten – beginnt auch die Anleger nervös zu machen: Was, wenn diese trumpistische Konterrevolution Inflation und Rezession für die USA bedeuten würde? ... Offensichtlich weiß Trump nicht, was er tut, ganz zu schweigen von seinem Bündniswechsel zugunsten Putins auf Kosten der Ukraine. Die Fans mit 'Maga'-Mütze, die ihn in der Hoffnung auf ein besseres Leben gewählt haben, könnten schnell enttäuscht werden. Und für sie wird es weitaus härter kommen als für die Börsenhändler.“