Stärkt Trump mit seiner Politik China?

China hat am Freitag im Gegenzug auf Donald Trumps Zoll-Rundumschlag ebenfalls 34 Prozent Importzoll auf US-Waren verhängt und Exportkontrollen für Seltene Erden erlassen. Die Kurse der japanischen und chinesischen Börsen gaben zum Wochenbeginn um etwa 8 Prozent nach. Während die Märkte weltweit panisch reagieren, diskutieren die Medien, wie China sich durch den globalen Handelskrieg neu positionieren kann.

Alle Zitate öffnen/schließen
Financial Times (GB) /

Pazifik-Allianz gegen Peking bröckelt

Traditionelle Verbündete der USA in der Region können sich nicht mehr auf Washington als Partner verlassen, klagt Financial Times:

„Länder wie Japan, Südkorea und Australien waren bereit, mit den USA zusammenzuarbeiten, um Chinas Macht und Einfluss einzudämmen und zu kontrollieren, weil sie davon überzeugt waren, die USA würden sie im Ernstfall verteidigen. Doch Trumps auf Gegenleistungen orientiertes, unberechenbares und zunehmend feindseliges Handeln zerstört dieses Vertrauen. Das US-amerikanische Bündnissystem wird nun massiv belastet – zum Vorteil Chinas. ... Innerhalb weniger Tage zerstörte der US-Präsident zuverlässige globale Beziehungen, die über Jahrzehnte aufgebaut worden waren.“

The Irish Times (IE) /

Taiwan verliert verlässliche Schutzmacht

Die Regierung in Peking muss weniger denn je ein Eingreifen der USA im Konflikt um Taiwan fürchten, analysiert The Irish Times:

„Kritiker der US-Regierung warnen, dass deren Politik der 'strategischen Ambiguität' bei der Verteidigung Taiwans – die Unwilligkeit, zu sagen, was sie im Falle einer chinesischen Invasion tun würde – unter Präsident Trump Peking ermutigen könnte. ... Nach Trumps Vorstellung sollten Großmächte in ihren jeweiligen Einflusszonen freie Hand haben. Das spiegelt sich in seinen eigenen Plänen für Grönland, Panama und Kanada wider. Das sendet nicht nur ein Zeichen der strategischen Neuausrichtung der USA, sondern auch ein Zeichen der Schwäche gegenüber Peking.“

Avvenire (IT) /

Chance im Chaos

China kann profitieren, prophezeit Avvenire:

„Für Peking eröffnet sich eine ähnliche Alternative wie für Europa. Sich der neuen 'Weltunordnung' beugen und ihren Regeln folgen oder sich ihr mit entsprechenden Maßnahmen widersetzen? Nichts kann mehr so sein, wie es einmal war, aber Peking will dem Protektionismus entgegentreten und eine Globalisierung verteidigen, die den chinesischen Interessen entschieden entgegenkommt. ... Ziel ist es, ausländische Investitionen anzuziehen (die seit Jahren rückläufig sind) und den anti-protektionistischen Druck ausländischer Unternehmen auf ihre Regierungen zu fördern. China gelingt es sogar, Freihandelsbeziehungen mit den politisch-militärischen US-Verbündeten Japan und Südkorea zu knüpfen.“

France Inter (FR) /

Disruption ist eine riskante Wette

Trumps Politik könnte die USA gegenüber China ins Hintertreffen bringen, warnt France Inter:

„Das Wesen der Disruption besteht darin, mit den bestehenden Strukturen zu brechen, um die alte Welt zu transformieren. ... Das ist es, was Donald Trump auf seine höchst provokative Art versucht. Natürlich mit dem Risiko, dass er das Gegenteil dessen bewirkt, was er anstrebt: Amerika zugunsten seiner Rivalen zu schwächen. ... Das Risiko besteht heute darin, dass China und die großen Schwellenländer dazu gedrängt werden, sich abzuspalten und ein alternatives, von den USA abgekoppeltes System zu entwickeln. Im Bereich der Technologie ist das bereits auf dem Weg. Die Welt wird dadurch nicht besser und Amerika nicht 'great again'. Disruption funktioniert nicht immer, sie ist eine Wette - und zwar eine potenziell existenzielle.“