Oxfam-Studie zeigt extreme Ungleichheit
Acht Milliardäre - unter ihnen Microsoft-Gründer Bill Gates, Textilunternehmer Amancio Ortega und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg - besitzen mehr Vermögen als die arme Hälfte der Weltbevölkerung. Der diesjährige Ungleichheitsbericht von Oxfam zeigt die Unterschiede zwischen Arm und Reich drastischer als je zuvor. Journalisten ziehen daraus unterschiedliche Schlüsse.
Bei Wahlen stört die Ungerechtigkeit niemanden
Bei aller Kritik an der weltweiten Ungleichheit gaben viele Menschen im Westen zuletzt bei Wahlen genau jenen ihre Stimme, die dieses System repräsentieren oder ein solches ausbauen wollen, wundert sich The Independent:
„Am deutlichsten hat sich das in den USA bewahrheitet, wo der Nicht-Selfmade-Milliardär Donald Trump vielen die Hoffnung gegeben hat, dass er ein gerechteres und größeres Amerika schaffen könnte - und das obwohl alles darauf hindeutet, dass er genau so weit davon entfernt ist, die echten Menschen zu verstehen, wie er davon entfernt ist, seine Steuererklärung zu veröffentlichen.“
Nicht die Superreichen anprangern
Einen Aufschrei sollten nicht die immensen Vermögen der Reichsten hervorrufen, sondern die extreme Armut am anderen Ende der Skala, findet die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Oxfam lenkt den Blick auf die Reichen. Acht Männer werden hervorgehoben. Aber ist ihr Reichtum verwerflich oder moralisch anstößig? Die meisten an der Spitze der Forbes-Liste haben ihre Vermögen durch unternehmerische Aktivitäten in Rechtsstaaten und Marktwirtschaften erworben. Ihr Erfolg beruht darauf, dass sie Produkte entwickeln, die massenhaft Kunden kaufen wollen. ... Der eigentliche Skandal ist, dass es auf der Erde mehrere Milliarden annähernd Vermögenslose gibt, vor allem in Afrika, Teilen Asiens und Lateinamerikas. Sie partizipieren nicht am Wohlstand. Oxfam sollte die Regime anprangern, die ihre Völker durch verfehlte Politik in Armut halten und ausbeuten. Bei ihnen liegt die Verantwortung für Unterentwicklung und Perspektivlosigkeit.“