Trump verbannt kritische Medien von Briefing
Der Streit zwischen Donald Trump und kritischen Medien hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Am Freitag schloss die US-Regierung Reporter von CNN, New York Times und anderen Medien von einem Briefing aus. Zuvor hatte Trump Journalisten als Feinde des Volkes bezeichnet und das Prinzip des Quellenschutzes in Frage gestellt. Wie sollten Journalisten darauf reagieren?
Medien und Politiker sind natürliche Feinde
Dass Präsident und Medien miteinander auf Kriegsfuß stehen, ist für Kristelig Dagbladet eine Rückkehr zur Normalität:
„Ein Pressesprecher des Präsidenten machte bei ABC deutlich, dass der Präsident nicht freundschaftlich mit Journalisten umgehen könne, mit denen er täglich streitet. ... Und vielleicht kann sich tatsächlich etwas Positives aus Trumps Schikanen gegenüber den Medien entwickeln: Die Einsicht, dass Journalisten und Politiker sehr unterschiedliche Interessen haben und dass es deshalb ein Problem für die Glaubwürdigkeit und den demokratischen Prozess sein kann, wenn beide Gruppen immer näher aneinander rücken, wie es in den vergangenen Jahrzehnten geschehen ist. Häufig so weit, dass Journalisten ganz leicht zwischen der Position des Beraters und des Berichterstatters hin und her gesprungen sind. Das Beste, was die Medien für sich und die Demokratie tun können, ist klassischen, kritischen und aufgeklärten Journalismus zu betreiben.“
Mehr Distanz tut gut
Zu einem ähnlichen Schluss kommt die Neue Zürcher Zeitung:
„Die von Eitelkeiten geprägten Konfrontationen zwischen Trump und den Medien mögen für Zyniker einigen Unterhaltungswert haben. Dass diese ritualisierten Pressekonferenzen für die Kontrolle der Regierungstätigkeit so wichtig sind, muss man bezweifeln. Wenn Trump nun die gewohnte Ordnung etwas durcheinanderbringt, ist dies gar nicht schlecht. Für die Medien dürfte es gar heilsam sein, wenn sie zu den Mächtigen etwas mehr auf Distanz gehen und nicht darauf warten, dass ihnen der Präsident durch Einladung an eine Medienkonferenz indirekt die Gnade der Anerkennung gewährt. Journalisten müssen sich nicht bei der Regierung, sondern vor allem beim Publikum Respekt und Anerkennung verschaffen durch kritische und faire Berichterstattung, und sie sollen auf ihrem Recht beharren, ihre Arbeit frei ausüben zu können.“
Journalisten müssen das Positive betonen
Trump hat seine Macht dem Streuen schlechter Nachrichten zu verdanken, analysiert The Irish Times und rät Journalisten daher zu einer neuen Strategie:
„Trumps Ernennungsrede mit ihren Beschwörungen des 'amerikanischen Gemetzels' war atemberaubend dystopisch. Er versteht, dass er an die Macht gekommen ist, indem er Angst und Verzweiflung geschürt und genährt hat. ... Trump und [sein Chefberater Steve] Bannon wollen gute Nachrichten beerdigen. Aus ihrer Sicht sind die besten Nachrichten solche, die ihr Narrativ von Gefahr und Niedergang stützen. ... So lange, wie sie das tun können, gewinnen sie. Und das geht weiter so, bis der traditionelle Journalismus seine noch nie dagewesene Aufgabe kapiert: Angesichts einer Regierung des Trübsinns müssen Journalisten lernen, das Positive zu betonen.“
Demokratie stirbt in der Dunkelheit
Donald Trumps Kampfansage gegen kritische Medien sollte genutzt werden, um sich der Grundwerte des Journalismus zu besinnen, empfiehlt Irish Times:
„Die Washington Post hat seit Kurzem den Slogan 'Demokratie stirbt in der Dunkelheit' als Untertitel ihrer digitalen Ausgabe hinzugefügt. So haben wir erfahren, dass dies ein von Watergate-Ikone und Reporter Bob Woodward hoch geschätzter Satz ist. Dass hier auf ein altes Leitbild zurückgegriffen wird, scheint der Sache durchaus angemessen, denn die Prinzipien des Journalismus, die als ausgefeilte Regeln seit vielen Jahrzehnten dem öffentlichen Interesse gedient haben, gelten noch immer. Die Presse ist immer auch unvollkommen und gewiss nicht die Opposition und als solche sollten diejenigen, die in den USA in der direkten Schusslinie stehen, die Presse denn auch nicht bezeichnen. ... Solide recherchierter und verifizierbarer Journalismus zu Angelegenheiten von ernsthaftem öffentlichem Interesse bleibt das beste Bollwerk, um denjenigen zu dienen, die die Regeln der Demokratie bevorzugen.“
Keine Kompromisse beim Quellenschutz
Mit seiner Forderung, dass Journalisten ihre Quelle stets offenlegen müssen, beweist Donald Trump mangelndes Verständnis für deren Arbeit, klagt der Tages-Anzeiger:
„Trump greift damit ein Prinzip an, das dem Journalismus so heilig ist wie sonst nichts. Ohne Vertrauen zwischen Informant und Reporter ist Recherchieren unmöglich. ... Journalisten also müssen zwischen den Interessen der Quelle und denen der Öffentlichkeit abwägen. Sie können dies tun, indem sie die Erkenntnisse ihres Informanten überprüfen und eine Geschichte aus dubioser Quelle schlicht unveröffentlicht lassen. Wenn es um den Schutz der Quelle selbst geht, sind allerdings keine Kompromisse möglich. US-Präsident Donald Trump ist nicht interessiert an gutem Journalismus. Er beurteilt Journalismus allein danach, ob er ihm huldigt oder nicht.“
Reines Ablenkungsmanöver
Der US-Präsident versucht von sich und den jüngsten Enthüllungen zum Wahlkampf abzulenken, ist sich Pravda sicher:
„Trump hat nach dem willkürlichen Ausschluss von New York Times, CNN und BBC sein Motiv nicht verhehlt. Auf der Konferenz der Republikaner [der Conservative Political Action Conference am Freitag] nannte er die Medien erneut Feinde des US-amerikanischen Volkes, gegen die seine Regierung heldenhaft kämpfe. Feinde sind aus seiner Sicht freilich nur die, die seine grandiose Vorstellung über die eigene Größe und Kompetenz anzweifeln. ... Es geht aber nicht nur darum, Emotionen zu schüren. Wenn man die Medien ablenken will, muss man ihnen einen Knochen zuwerfen. Und welcher ist da besser geeignet als einer, der sie dazu bringt, sich mit sich selbst zu befassen? Die neue Runde im Kampf gegen die Medien begann nicht zufällig zu dem Zeitpunkt, als die New York Times über die Rolle Russlands im Wahlkampf und die Untersuchungen des FBI dazu zu schreiben begann.“
Autokraten dieser Welt haben Grund zum Feiern
Trumps ständige Gängelung der Medien schwächt nicht nur die Demokratie, sondern ermuntert Diktatoren weltweit, fürchtet Expressen:
„In der Washington Post weist der Reporter Aaron Blake darauf hin, dass die Verwendung des Begriffs 'fake news' zu einem Instrument geworden ist, um unbequemen Nachrichten zu begegnen. Alles wird wage als 'fake news' abgewiesen. … Je mehr Trump diese demokratischen Ideale mit Füßen tritt, desto mehr Enthüllungen und Rücktritte sollten folgen. Aber autokratische Führer in der ganzen Welt haben Grund zum Feiern. Wenn die Leitnation der Demokratie von einem prinzipienlosen Narren geführt wird, haben sie mehr Freiräume für ihre undemokratischen Aktionen. Das ist sehr beunruhigend. Gleichzeitig müssen diejenigen, die das Glück haben, in Demokratien zu leben, ihre demokratischen Reflexe pflegen, und sich nicht einfach an alles gewöhnen.“