Konfrontation von Türkei und USA in Syrien?
Die Türkei zieht ihre Truppen an der Grenze zu Syrien zusammen. Sie will gegen die von kurdischen Truppen gehaltene Enklave in Afrin vorgehen, wo die USA eine kurdisch geführte "Grenzsicherungseinheit" unterstützen. Ob damit eine direkte Konfrontation zwischen den Nato-Partnern Türkei und USA unausweichlich ist, bleibt unter Kommentatoren umstritten.
Trump blufft
Die Strategie, die die USA mit der Einrichtung einer kurdisch geführten Grenzsicherungseinheit in Syrien verfolgen, analysiert der Kolumnist Gwynne Dyer in Cyprus Mail:
„Das vorrangige Ziel der USA besteht darin, einen totalen Sieg der Russen in Syrien zu verhindern. ... Die Kurden werden immer verraten, denn was sie eigentlich wollen, ist ein unabhängiges Kurdistan für die 20 Millionen Kurden, für das aber Teile aus der Türkei, dem Iran, Syrien und dem Irak herausgebrochen werden müssten. ... Diese Länder werden alles tun, um das zu verhindern. ... Die Wahrscheinlichkeit von Gefechten zwischen Türken und Amerikanern bleibt aber dennoch gering. Denn wie zuvor Obama verfolgt Trump in Syrien eine Politik, die nicht genügend Schlagkraft besitzt, um glaubwürdig zu sein. Jeder vermutet, dass er nur blufft und am Ende die Kurden verraten wird.“
Ankara und Teheran werden nicht nur zusehen
Der Aufbau der kurdischen Grenzeinheit ist neuer Zündstoff für den Syrien-Krieg, sorgt sich der Schriftsteller Jean Portante in Le Jeudi:
„Um den Einfluss des Irans zurückzudrängen, haben die USA die Demokratischen Kräfte Syriens, die vor allem aus der kurdischen YPG bestehen, damit beauftragt, das zuletzt vom IS eroberte Gebiet an der Grenze zur Türkei zu kontrollieren. Was Riad und Tel Aviv erfreut, ist nicht nur für den Iran inakzeptabel, sondern auch und vor allem für die Türkei. Für diese ist es undenkbar, dass die Kurden, Staatsfeinde Nummer 1, an ihren Grenzen patrouillieren. ... Und so steht einer direkten Konfrontation [der USA] mit dem Iran und der Türkei nichts oder fast nichts mehr im Weg. Angesichts der Kräfteverhältnisse wäre auch Russland involviert. Niemand vermag vorherzusagen, wohin ein solcher Krieg führen würde.“
Ankara hat keine andere Wahl
Die US-geführte kurdische Front in Afrin ist nicht hinnehmbar, begrüßt T24 die bevorstehende Operation:
„Afrin ist für die Türkei von entscheidender Bedeutung, um ihre Grenzsicherheit zu gewährleisten. Zugleich ist Afrin die Schaltzentrale der PYD, dem syrischen Arm der PKK. Die USA versammeln hier Soldaten und schwere Waffen, das unterstützt die Terrororganisation PYD immens. Dass die USA der PYD lange Zeit Waffen lieferten, ist vielfach erwiesen. Sie hehlen hier offen mit einer Terrororganisation, unterstützen sie gegen ihren Verbündeten Türkei. ... Es ist kaum zu glauben, aber die Konfrontation zwischen der Türkei und den USA ähnelt einem Krieg. Ankara kann mit Recht die USA zu ihren Feinden zählen, wenn diese eine Terrororganisation unterstützen. ... Es bleibt keine andere Wahl als eine Militäroperation in Afrin.“
Moskau freut sich über neue Bündnisse
Warum der Kreml den türkischen Einsatz in Nordsyrien gutheißen könnte, erklärt Ria Nowosti:
„Russland, das für die territoriale Integrität Syriens eintritt, widerstreben die Versuche der USA, das syrische Kurdistan abzutrennen. ... Die russische Führung bestätigte das Recht der Türkei, auf die Bedrohungslage zu reagieren. Alle verstehen, dass man mit dem kurdischen Separatismus aufräumen muss - und es ist besser, wenn dies die türkische Armee macht als wenn es die syrische macht, die jetzt alle Hände voll zu tun hat. Gegen eine Verschlechterung der türkisch-amerikanischen Beziehungen hat Russland nichts. Denn dies entfernt die Türken vom Westen und bringt sie - und sei es unfreiwillig - Russland und dem Iran näher.“
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