US-Jugend protestiert gegen laxe Waffengesetze
Rund fünf Wochen nach dem Amoklauf an einer Schule in Florida erleben die USA historische Proteste gegen Waffengewalt. Im ganzen Land gingen am Wochenende hunderttausende überwiegend junge Menschen mit den Parolen "Marsch für unser Leben" und "Nie wieder" auf die Straße. Eine neue Generation setzt ein Zeichen der Hoffnung, konstatieren Kommentatoren.
Generation Z auf dem Vormarsch
Die jüngsten Demonstrationen zeigen deutlich, dass eine neue, junge Generation politisches Bewusstsein erlangt hat, meint die Wochenzeitung Heti Válasz:
„Die sogenannte Generation Z scheint politisch aktiver und engagierter zu sein als die Generation X. Dieser Aktivismus dürfte wohl auch nachhaltig Auswirkungen auf das öffentliche Leben haben. Zumindest ist davon angesichts der gegenwärtigen Demonstrationswelle in Übersee auszugehen. ... Mithin ist es geboten, die politische Aktivität der Generation Z zu beachten, bleiben doch solche Bewegungen nicht an den Grenzen der USA stehen. ... Die Botschaft der jungen Demonstranten in den USA ist auch in vielen anderen Ländern der Welt aktueller denn je: 'Stopp! Genug! Die Erwachsenen haben uns verraten. Wir müssen unser Schicksal in die eigene Hand nehmen!'“
Die neue Macht von unten
Nachdem das Verbot des Waffenbesitzes mit der alten Generation gescheitert ist, wird die junge Generation Amerika verändern, prophezeit die katholische Tageszeitung Avvenire:
„Opfer der Massaker an der Columbine High School (1999), der Virginia Tech (2007) und der Sandy-Hook-Grundschule (2012) waren junge Menschen. Unser Kampf war vergebens. ... Trump forderte die Lehrer gar auf, selbst zur Waffe zu greifen. Die Macht von oben hilft uns also nicht. Doch nun kommt die Reaktion von unten, das bezeugt die Kundgebung von Washington. Was ist wichtiger? Diese Kundgebung oder ein Regierungsdekret? Die Kundgebung. Denn Akteure sind junge Menschen. Sie werden die alte Generation der Waffenverfechter früher oder später ablösen. Und alles wird sich ändern.“
Diese Schüler muss man ernst nehmen
Die jungen Waffengegner, die am Wochenende zu Hunderttausenden demonstriert haben, sind für die US-Waffenlobby ebenbürtige Gegner, glaubt Der Standard:
„Zornig auf Politiker, die keine Antennen zu haben scheinen für die Ängste der 'Generation Columbine', verlangen sie Taten. Nicht irgendwann, sondern gleich. Mit reiner Kosmetik, etwa dem Verbot von Schnellfeuer-Aufsätzen für Sturmgewehre, nach dem Massenmord an Konzertbesuchern in Las Vegas ins Auge gefasst, wird sie sich nicht mehr abspeisen lassen. Sie will die Machtprobe mit der NRA. Und vor allem: Teenager wie Emma González, David Hogg oder Cameron Kasky verstehen ihre Emotionen in Worte zu fassen. Ihre Sätze haken sich schon deshalb fest im kollektiven Gedächtnis der Nation, weil sie unbequeme Wahrheiten bündeln.“
Die ersten Politiker beginnen zu verstehen
Auch Lidové noviny vermag so etwas wie Licht am Ende des Tunnels zu erkennen:
„Die jungen Amerikaner sind wirklich stinksauer. Und sie folgen ihren Eltern oder besser gesagt Großeltern und veranstalten die größten Protestmärsche seit dem Vietnamkrieg. ... Die Generation, die heute in den amerikanischen Städten demonstriert, könnte schon die nächsten Wahlen entscheiden. Einige Politiker nehmen das nicht mehr auf die leichte Schulter und reihten sich selbst in Demonstrationen ein. Auch in Washington sollte man die Angelegenheit nicht unterschätzen. Die Haltung zu Waffen kann sehr leicht darüber entscheiden, wer Amerika in ein paar Jahren regiert.“