Europas Journalisten unter Druck

Politischer Druck, Selbstzensur und Journalistenmorde selbst in Europa: Anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit am 3. Mai beschäftigen sich Kommentatoren mit den wachsenden Gefahren, denen Journalisten bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Sie mahnen, den Mut jetzt erst recht nicht zu verlieren.

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G4Media.ro (RO) /

Auf Morde mit noch mehr Mut reagieren

Einen Appell an die Journalistenkollegen veröffentlicht das Nachrichtenportal G4Media.ro:

„Seit es Facebook und die sozialen Netzwerke gibt, können wir Journalisten uns nicht mehr groß beklagen. … Niemand kann uns daran hindern, zu sagen, was wir denken. … Journalisten genießen so viel Freiheit, wie sie möchten. Manchmal bezahlen sie diese Freiheit jedoch mit einem hohen Preis. Wir haben mindestens zwei Beispiele selbst in Europa, wo Journalisten getötet wurden, weil sie den Mut hatten, die Wahrheit um jeden Preis zu suchen. … Diese abscheulichen Angriffe auf die Meinungsfreiheit sollten uns noch mehr Mut machen. Ganz gleich, wie schwierig und riskant es ist, haben wir im Namen des öffentlichen Interesses die Pflicht, immer wieder alles zu unternehmen. In einem Meer von Fake News, Manipulationen und Desinformationen hat die Öffentlichkeit ein Recht auf relevante und wahre Informationen.“

Duma (BG) /

Nicht zum Duckmäuser werden

Bulgarische Journalisten müssen lernen, für ihre Freiheit einzustehen, mahnt Duma:

„Man sagt, dass die Mächtigen in Bulgarien die Medien kaufen, doch das stimmt nicht ganz. Sie kaufen sich den leichtesten Zugang zu den Lesern, den Zuschauern und den Zuhörern. Schließlich ist die sogenannte vierte Macht immer noch der direkteste Weg zu den Herzen und Seelen der Wähler. Durch die Medien können sich Politiker oder Unternehmer am leichtesten zu Heiligen machen lassen. ... Leider sind viele Kollegen gezwungen, vor den 'Großen' den Schwanz einzuziehen und bei ihren Machtspielchen mitzumachen. ... Frei sind aber nur diejenigen Journalisten, die den Mut haben, die ganze Wahrheit zu sagen und nicht nur den Teil der Wahrheit, den ihre Chefs gutheißen.“

Sme (SK) /

Slowakei bringt Kritiker zum Schweigen

Mehr als 200 renommierte slowakische Journalisten warnen in einem Aufruf zum Tag der Pressefreiheit vor personellen "Säuberungen" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTVS. In dem von Sme veröffentlichten Text heißt es:

„Mit Sorge verfolgen wir Entwicklungen bei RTVS, die sich kurz nach der Ermordung unseres Kollegen Ján Kuciak abspielen. Die neue Führung von RTVS schikaniert und entlässt langjährige Journalisten, die wesentlich dazu beigetragen haben, das Vertrauen der Bevölkerung in die öffentlich-rechtlichen Medien zu erneuern. Journalisten zum Schweigen zu bringen und sie durch gehorsame Propagandisten zu ersetzen, sind erste Schritte hin zur Einführung der Diktatur und eines totalitären Regimes.“

Cumhuriyet (TR) /

In der Türkei ist Pressefreiheit kein Wert

Warum die Pressefreiheit in der Türkei schon lange keinen großen Stellenwert mehr hat, erklärt die kemalistische Oppositionszeitung Cumhuriyet:

„In der Türkei hat sich der Journalismus nicht als untrennbarer Teil des Demokratisierungsprozesses entwickelt, sondern im Gegenteil als ein Teil der politischen Machtkämpfe. Deshalb wurden Journalisten manchmal von den Regierungen, manchmal von der Opposition zu Feinden erklärt. Das ist der Grund, warum die Unterdrücker und die Unterdrückten, praktisch alle Gesellschaftsteile, der Pressefreiheit gegenüber gleichgültig sind. Doch Demokratie ohne Pressefreiheit gibt es nicht. Die, die unsere problematische Demokratie abschaffen, haben als erstes die Pressefreiheit angegriffen. Deshalb müssen wir zuerst der zu Boden gegangenen Pressefreiheit wieder auf die Beine helfen.“