Facebook löscht Fake-Profile
Facebook hat 32 offenbar gefälschte Seiten und Accounts gelöscht. Damit unterband das Unternehmen nach eigener Aussage Manipulationsversuche im Vorfeld der US-Kongresswahl - woher diese stammen, sei noch unklar. Facebook verglich den Vorgang mit der mutmaßlichen russischen Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl 2016. Kann der Konzern das Problem so in den Griff bekommen?
Einfache Lösungen gibt es nicht
Das Ganze ist eine heikle Angelegenheit, urteilt Polityka:
„Das Löschen von 32 Konten wird das Problem der Fake News und der Einmischung Russlands in amerikanische politische Prozesse nicht lösen. Es ist eher ein symbolischer Kniff mit dem Ziel, das Image von Facebook zu verbessern. Um das Problem wirklich zu beseitigen, müssen alle wichtigen sozialen Medien zusammenarbeiten, einschließlich der Plattform Twitter, auf welcher es am schwierigsten ist, die Echtheit der beobachteten Konten zu überprüfen. In der Praxis sind solche Aktionen riskant - Versuche, die öffentliche Debatte durch Unternehmen oder Politiker moderieren zu lassen, könnten leicht als Einschränkungen der Meinungsfreiheit und als Verlust von Grundfreiheiten gesehen werden.“
Russlands Taten inspirieren
Kein Wunder, dass es schon wieder neue Manipulationsversuche bei Facebook gibt, schreibt die Neue Zürcher Zeitung:
„[D]er Preis, den Moskau bisher für seine Interventionen [im US-Wahlkampf 2016] zahlen musste, [ist] eher gering. Um zu verhindern, dass sich die Geschichte in diesem Wahlherbst wiederholt, müsste jedoch auch der [US-]Präsident die Bemühungen privater Firmen, des Sonderermittlers und der Nachrichtendienste unterstützen. Erst wenn alle Puzzleteile auf dem Tisch liegen, wird sich das ganze Ausmass der russischen Interventionen offenbaren, und erst dann können vollumfänglich Konsequenzen gezogen werden. Bleiben diese aus, werden auch andere Länder 2016 als Musterbeispiel dafür nehmen, wie man in den USA die Politik beeinflussen kann. Vielleicht haben sie das auch schon.“
Soziale Medien zerstören den Diskurs
Kolumnist Hugo Rifkind macht in The Times auf ein grundsätzliches Problem von Social Media aufmerksam:
„Ob irgendjemand soziale Medien dazu eingesetzt hat, um irgendetwas politisch Bösartiges zu tun, ist mittlerweile nebensächlich. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Wladimir Putin und Donald Trump sind, oder [der frühere Chef der britischen Liberaldemokraten] Nick Clegg, Tony Blair und George Soros, die von einer versteckten Zentrale in den Bergen aus gemeinsame Sache machen. Das Hauptproblem ist, dass wir in eine Welt abgleiten, in der wir nichts mehr sicher wissen. Die große öffentliche Debatte wurde von einer beinahe unendlich großen Zahl versteckter, privater Debatten geschluckt. Das ist im Kern die größte Sorge.“