Nähern sich Türkei und Europa wieder an?
Vor dem Hintergrund des Streits mit den USA und der wirtschaftlichen Probleme der Türkei gibt es Zeichen der Wiederannäherung des Landes an die EU. Vergangene Woche telefonierte Präsident Erdoğan mit Macron und Merkel. Die Chefin der deutschen Sozialdemokraten, Andrea Nahles, brachte Finanzhilfe im Kampf gegen die Währungskrise ins Gespräch. Kommentatoren fragen sich, was sie davon halten sollen.
Hilfe nur nach türkischem Kurswechsel
Finanzhilfen für die Türkei kann es nur unter Bedingungen geben, fordert die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Führende Politiker, voran der allmächtige Präsident, haben Deutschland übel beschimpft; deutsche Staatsbürger wurden und werden unter fadenscheinigen Gründen festgehalten. Zur Transformation in ein auf Erdoğan zugeschnittenes autoritäres System gehört eine Finanz- und Geldpolitik, die der Hauptgrund für den Wechselkursverfall der Lira ist. ... Einem Partner, dessen Schwierigkeiten nicht selbst verschuldet sind, muss Deutschland selbstverständlich helfen. Im Falle der Türkei, deren Präsident den Krawall sucht, weil er sich dadurch Zuspruch verspricht, kann die Hilfe, die sich Nahles vorstellen kann, nicht ohne politische Änderungen gewährt werden.“
Schulterschluss gegen Trump
Die EU sucht die Nähe zur Türkei, weil sie sie als Verbündeten gegen die USA braucht, schlussfolgert Milliyet:
„Neben dem Problem, dass ihre Wirtschaft durch die Sanktionen der USA destabilisiert wird, kann die EU keine zusätzlichen Probleme gebrauchen, wie beispielsweise neue Migrationskrisen. Deshalb musste sie der Türkei gegenüber ohne Rücksicht auf Verluste alles ansprechen, was ihr auf dem Herzen lag. Das tat sie! ... Falls Trump Strafen gegen solche Firmen verhängen sollte, die sich nicht an seine willkürlich beschlossenen Sanktionen gegen den Iran halten, darf an der Front, die sich bildet, um gegen diese Entscheidung Widerstand zu leisten, ein Land wie die Türkei nicht fehlen. Ein Schulterschluss war notwendig. Sie schließen sich mit uns zusammen.“