Rumänien: Wie lange kann sich Dragnea noch halten?
Liviu Dragnea, Chef der rumänischen Regierungspartei PSD, gerät unter Druck durch neue Enthüllungen. Die investigative Journalistengruppe Rise Project ist an Informationen gelangt, die beweisen könnten, dass das Bauunternehmen Tel Drum öffentliches Geld unterschlagen hat. Dieses soll in der Vergangenheit von Dragnea kontrolliert worden sein. Rumäniens Presse beschreibt, wie dünn die Luft für Dragnea geworden ist.
Für PSD-Chef wird es eng
Dragnea befindet sich mitten in einer Abwärtsspirale, beobachtet Radio Europa Liberă:
„Seine Glaubwürdigkeit innerhalb der Partei steht in Frage, denn er hat es nicht geschafft, ein Begnadigungsgesetz durchzupeitschen, das die retten würde, gegen die wegen Korruption ermittelt wird oder die bereits verurteilt wurden. Auch beginnen die Sozialdemokraten, Wähler zu verlieren. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IMAS vom September zeigt, dass nur noch 28 Prozent der Rumänen die PSD wählen würden. Die Sozialdemokraten haben damit in den vergangenen zwei Jahren seit der Wahl fast 20 Prozentpunkte verloren.“
Unbequemer Strippenzieher soll beseitigt werden
Die kompromittierenden Daten könnten von früheren Beschäftigten Dragneas stammen, mutmaßt die Wochenzeitung Revista 22:
„Der Vorfall wirkt wie eine Abrechnung zwischen Beschützer und Beschützten. Offenbar gab es einen Kurzschluss in den Beziehungen des früheren Lokalbarons aus Teleorman [Liviu Dragnea] und seinen Dienern vom Bauunternehmen Tel Drum oder seinen Untergebenen in den Staatsbehörden, die allgemein als 'System' bezeichnet werden. Das Geschehen zeigt, dass der Mann, der fast zwei Jahre lang praktisch das Land führte [als Strippenzieher des Regierungskabinetts], keinerlei Schutz mehr hat. Er wäre nicht der Erste, der unbequem und gefährlich fürs System wird und auf diese Weise beseitigt werden würde.“