Ist der Protest von Extinction Rebellion richtig?
Die Bewegung Extinction Rebellion hat zwei Wochen weltweiter Proteste angekündigt. Mit Aktionen des zivilen Ungehorsams wollen die Umweltaktivisten den Druck auf die Regierungen erhöhen, mehr gegen den Klimawandel zu tun - doch diese Form des Protests ist umstritten.
Gefährliche Verachtung der Demokratie
Zeit Online kritisiert den theoretischen Überbau der Bewegung:
„Der Klimawandel sei größer als die Demokratie, sagt der Mitbegründer der Bewegung, Roger Hallam. Und spricht von einer Revolution, dem Ziel einer politischen Krise. Diese Verachtung des politischen Systems ist gefährlich. Sie impliziert, dass man die Institutionen überwinden darf, wenn man sich auf der Seite einer größeren Sache und damit im Recht wähnt. Solche Gedankenspiele kennt man auch vom rechten Rand. Einen solch totalitären Zugang zur Klimawende kann niemand wollen. Wie sähe wohl eine Gesellschaft aus, die wie von XR gefordert schon bis 2025 auf Biegen und Brechen CO2-neutral geworden ist? Vermutlich entstünde auf dem Weg dorthin eine gesellschaftliche Ordnung, die schlechter als die jetzige ist.“
Klima-Fanatiker wollen Welt ins Chaos stürzen
Auch The Sun warnt eindringlich vor dem, was Extinction Rebellion fordert:
„Wie eine geistig umnachtete fundamentalistische Religion spielt Extinction Rebellion mit Ängsten und Nöten, wobei Leiden der einzige Weg zur Erlösung ist. ... Die Aktivisten warnen vor einer Katastrophe durch den Klimawandel, aber es ist ihre eigene Politik, die zu Chaos, Zusammenbruch und Massenarbeitslosigkeit führen würde. Im Grunde wollen sie das gesamte Wirtschaftswachstum stoppen und uns in ein neues dunkles Zeitalter führen. Extinction Rebellion ist die einzige politische Bewegung in der Geschichte, die den Lebensstandard der Menschen senken will. Wenn die Protestierenden könnten, wie sie wollten, würden sie die Tumulte und Unruhen, die sie in London und in anderen Städte vom Zaun gebrochen haben, in ganz großem Stil weiterverbreiten.“
Endlich wird die Handbremse gezogen
Endlich sind die Augen der Welt auf den Klimawandel gerichtet, freut sich der Aktivist João Camargo in Público über die wachsende Bewegung:
„Die wahren Akteure der Klimanotstandsbewegung sind die Menschen, die heute weltweit mobilisieren, um Industrieprojekte zu stoppen, welche die Emissionen schneller ansteigen lassen als jemals zuvor. Zum Glück wollen wachsende Teile der Gesellschaft dem Zusammenbruch nicht tatenlos zusehen will, denn die Institutionen, die für Ordnung und Fortschritt zuständig sind, können diesen Notfall nicht bewältigen. ... Um es mit den Worten von Walter Benjamin zu sagen: Die Revolution ist vielleicht nicht die Lokomotive der Geschichte, sondern die Handbremse, wenn die Geschichte uns in den Kollaps führt.“
Radikalität gefährdet Konsens
Der Tagesspiegel kann einer Radikalisierung der Klimaproteste nichts abgewinnen:
„Ein gesamtgesellschaftlicher Konsens für den Klimaschutz und ein konsequentes Handeln der Politik und jedes Einzelnen sind das, was unser Klima retten kann. Radikale Rebellen erreichen mit ihren Aktionen nur das Gegenteil. Sie spalten die Klimaschützer in verschiedene Gruppen und können ein Grund dafür sein, dass sich Menschen vom Klimaschutz abwenden. Der Klimaprotest darf nicht radikaler werden, sondern muss weiterhin die ganze Gesellschaft mitnehmen. Die Rebellen sollten das beachten. Für Aktionen, die der Sache nur schaden, ist das Thema zu wichtig.“
Aktivisten halten sich nicht mit Rhetorik auf
20 minutos hingegen ist begeistert von der Bewegung:
„Das ist eine andere Bewegung: Generationenübergreifend, parteilos, divers. Sie will erreichen, dass überall der Klimanotstand ausgerufen wird, und zwar wirksam. Sie will sich nicht mit Rhetorik aufhalten, sondern eine Politik erzwingen, die die von der Wissenschaft vorgegebenen Herausforderungen annimmt und die nötigen Mittel dazu bereitstellt. Eine Rebellion, die friedlich ablaufen soll und die sich bis in den letzten Winkel der Erde ausbreiten muss, wenn sie nicht selbst bald aussterben will.“
Angst, die zum Handeln zwingt
Die Bewegung kann angeblich klimafreundliche Regierungen dazu zwingen, konkrete Klimaschutzmaßnahmen vorzulegen, meint The Guardian:
„Wenn Politiker behaupten, dass sie eine Verschärfung der Klimakrise verhindern könnten, muss ihnen zuallererst folgende Frage gestellt werden: 'Wie?' Politiker können diese Frage nur beantworten, wenn sie eingestehen, dass eine weit gehende, gefährliche Klimaerwärmung nur mit disruptiven und schwierigen Gegenmaßnahmen verhindert werden kann. Viele Menschen werden nach Möglichkeiten suchen, sich dem zu entziehen. ... Und genau das ist das Spezialgebiet von Extinction Rebellion: Wie die Bewegung den Klimanotstand beschreibt, mag furchteinflößend sein, doch es ist klar mit Fakten untermauert.“