Auszeichnung sendet richtige Botschaft
Abiy Ahmed hat den Preis mehr als verdient, findet Dnevnik:
„Die Aussöhnung mit Eritrea ist nicht seine einzige Entscheidung. Er hat auch tiefgreifende politische, wirtschaftliche und demokratische Reformen durchgezogen. Auch das hat großen politischen Mut gefordert, denn er ist so den falschen Menschen auf die Füße getreten, er hat sich politisch Feinde gemacht und dieses Jahr versuchte die Armee im Norden einen Putsch. Ahmed ist auch in der internationalen Politik tätig und hat an Versuchen teilgenommen, mindestens drei Konflikte auf dem schwarzen Kontinent zu lösen. Der Friedensnobelpreis ist auch eine Botschaft an andere führende Politiker nicht nur in Afrika, wo neben Asien und dem Nahen Osten, die Zahl der Konflikte noch immer am höchsten ist.“
Äthiopiens Reformweg hat gerade erst begonnen
Vor allzu großer Euphorie im Falle Äthiopiens warnt The Guardian:
„Mit umfassenden Reformen hat sich der Premier eine beeindruckende Unterstützung gesichert, sich aber auch Feinde geschaffen. Im Juni erklärte er, dass die Regierung einen Putsch abgewehrt habe. Der Abbau komplexer Institutionen durch Abiy Ahmed hatte einige unvorhergesehene Auswirkungen. Der Umbau und die Zügelung eines brutalen Sicherheitsapparats ist ein Grund dafür, dass ethnische Konflikte im ganzen Land zugenommen haben. Sämtliche Reformen müssen erst institutionalisiert werden. Ahmed hat zwar freie und faire Wahlen im kommenden Jahr versprochen, doch einige fürchten, dass es immer noch keinen klaren Fahrplan für einen politischen Fortschritt gibt.“
Zu einem Friedensschluss gehören immer zwei
Ria Nowosti findet es unlogisch, dass nicht auch Ahmeds Gegenüber beim Friedensschluss, der eritreische Diktator Afewerki, ausgezeichnet wurde:
„Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die Person Afewerki nicht gerade demokratischen Idealen entspricht. Er herrscht unangefochten seit 1993, Wahlen finden nicht statt, ein Parlament wird nicht einberufen und Parteien gibt es nur eine: die Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit, der Afewerki selbst vorsteht. ... Andererseits, in den Statuten des Preises steht etwas über Bemühungen für den Frieden, welche die beiden afrikanischen Herrscher auch gezeigt haben - aber von vorbildhafter demokratischer Ordnung steht da nichts. PLO-Chef Arafat, der den Preis 1994 zusammen mit Peres und Rabin bekam, war auch kein Bilderbuchdemokrat, aber seine Übereinkunft mit den Israelis war Grund genug.“
Kein Bekanntheitswettbewerb
Dass nicht Greta Thunberg den Friedensnobelpreis erhalten hat, freut Iltalehti:
„Als das westliche Publikum Thunberg schon im Voraus auszeichnen wollte, wollte es eigentlich sich selbst auszeichnen. Haben wir doch alle an Klimaprotesten teilgenommen oder kennen Menschen, die das getan haben. Zumindest haben wir in den Medien darüber gelesen oder Updates in den sozialen Medien dazu geliked. Das Liken in den sozialen Medien ist aber keine friedensfördernde Maßnahme. … Es ist daher gut, dass die Vergabe des Nobelpreises kein Bekanntheitswettbewerb ist, wo derjenige die besten Chancen hat, über den in den europäischen sozialen Medien und den Medien insgesamt derzeit am meisten geredet wird.“