Weltwirtschaft: Ist die IWF-Prognose eine gute Nachricht?
Einen Tag vor Beginn des Weltwirtschaftsforums am heutigen Dienstag hat der Internationale Währungsfonds seine Prognose für 2020 und 2021 veröffentlicht. Nach einem Wachstum von 2,9 Prozent im Jahr 2019 sei ein "gemäßigt beschleunigtes" Wachstum von 3,3 bis 3,4 Prozent für die kommenden zwei Jahre zu erwarten. Angesichts drängender globaler Probleme stimmt die Prognose Europas Presse wenig optimistisch.
Mit jedem ungenutzten Tag wird es schwerer
Die guten Nachrichten könnten Politiker und Manager bestärken, nun einfach so weiterzumachen wie bisher, befürchtet die Süddeutsche Zeitung:
„Ein solches Weiter-so aber darf es nicht geben, denn der IWF weist zu Recht darauf hin, dass die wirtschaftlichen Risiken weiterhin immens sind. Zu den kurzfristigen Bedrohungen zählen vor allem die gärenden Handelskonflikte und der unsägliche Eiertanz, den die Briten bei ihrem geplanten EU-Austritt aufführen. Noch gravierender aber sind die langfristigen Gefahren: der Klimawandel, die verrottende Infrastruktur, soziale Spannungen, die Alterung der Gesellschaften, extreme weltwirtschaftliche Ungleichgewichte. Bei all diesen Problemen tickt die Uhr: Jeder Tag, der ungenutzt verstreicht, erschwert die Lösung.“
Qualitatives, nicht quantitatives Wachstum zählt
Dass IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa für 2020 und 2021 von einem "gemäßigt beschleunigtem" Wachstum spricht, findet La Croix unzeitgemäß:
„Die internationale Finanzinstitution prognostiziert eine Wachstumsrate zwischen 3 und 3,5 Prozent. Das ist alles andere als Stagnation. Man fragt sich, auf welchem Niveau der IWF ein zufriedenstellendes Wachstum ansiedelt angesichts der zunehmenden Sorgen ob der Schäden, welche die Wirtschaft der Umwelt zufügt. ... In den kommenden Jahren wird sich die Einschätzung höchstwahrscheinlich recht radikal ändern. Früher oder später wird es als beruhigend angesehen werden, wenn das Wirtschaftswachstum nicht zu stark ausfällt, damit die für das Leben der Menschen nötigen Ressourcen geschont werden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass jegliche Vorstellung von Wachstum aufgegeben werden muss, sondern dass Qualität Vorrang erhält vor Quantität.“