USA und Taliban schließen Friedensabkommen
Die USA und die Taliban haben nach 18 Monaten Verhandlungen ein Friedensabkommen in Doha unterzeichnet. Dieses soll den seit 2001 herrschenden Konflikt beenden. Vorgesehen ist unter anderem ein Abzug der westlichen Truppen bis 2021. Im Gegenzug sichern die Taliban zu, von Afghanistan solle keine Terrorgefahr ausgehen. Wie stehen die Chancen für den Frieden?
Islamisten sind pragmatischer geworden
Trotz vieler offener Fragen sieht die Neue Zürcher Zeitung im Abkommen der USA Grund zur Hoffnung:
„Die Taliban haben Afghanistan in den vergangenen Jahren mit Terror überzogen, doch gleichzeitig haben sie politisch dazugelernt. Ihre Führer wissen, dass sie es sich nicht mehr leisten können, international als Parias dazustehen. Sie sind sich bewusst, dass Afghanistan weiter auf ausländische Hilfe angewiesen sein wird ... . In ihren Einflussgebieten haben sie denn auch teilweise erstaunlichen Pragmatismus bewiesen. ... Die Taliban strotzen vor Selbstvertrauen, doch sie wissen, dass sie die Bedingungen nicht diktieren können. Das lässt hoffen - ein bisschen wenigstens.“
Trump macht viel zu große Eingeständnisse
Es ist ein übereiltes Abkommen, das nichts Gutes verheißt, warnt The Times:
„Trumps Wunsch nach einem Truppenabzug ist verständlich. Der Krieg hat Milliarden und mehr als 2.400 amerikanische Leben gekostet. Aber in seiner Eile, im Wahlkampf dem Wählerwillen zu entsprechen, hat der Präsident vielleicht zu große Eingeständnisse gemacht. So war er nicht in der Lage, die Taliban vor der Unterzeichnung des Abkommens zum Einstellen der Feindseligkeiten zu bewegen. Stattdessen stimmten sie nur einer 'signifikanten' Eindämmung der Gewalt zu. ... Derweil lauert der sogenannte Islamische Staat auf seine Chance zum Erstarken. Trump hat Präsident Obama und dessen hastigen Rückzug aus dem Irak im Jahr 2011 für den Aufstieg der Dschihadisten verantwortlich gemacht. Nun sollte er sich davor hüten, den gleichen Fehler zu begehen.“
Machtkämpfe in der Nachbarschaft drohen
Der Rückzug der USA kann erhebliche Unruhen in der Region mit sich bringen, fürchtet Jutarnji list:
„Iran will sicherstellen, dass die wenigen Schiiten die sunnitische Mehrheit erschüttern können, Pakistan bringt China als Verbündeten mit sich, und so muss Indien reagieren, obwohl es mit Kaschmir beschäftigt ist. Auch Russland ist exponiert: Ein Erstarken des radikalen Islams könnte sich auf die Länder in Zentralasien übertragen, die es als seine Einflusssphäre sieht. Und noch gefährlicher: Von dort breitet sich der Radikalismus leicht bis zum Kaukasus aus, der nicht stabil ist. Die USA werden dies aus sicherer Entfernung betrachten. ... und genüsslich den Bemühungen eines geschwächten Irans und Chinas zusehen, die versuchen werden, ihren Einfluss in einer für sie wichtigen Zone des nationalen Interesses zu wahren.“