30 Jahre Unabhängigkeit: Kann Litauen feiern?
Litauen begeht den 30. Jahrestag der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit. Am 11. März 1990 löste sich das baltische Land von der Sowjetunion - und leitete damit den Untergang des sowjetischen Imperiums ein. Wie viel Festlaune heute tatsächlich angebracht ist, loten Litauens Kommentatoren aus.
Auf der Erfolgsspur
Was Litauen in den vergangenen drei Jahrzehnten erreicht hat, beschreibt Verslo žinios nicht ohne Stolz:
„Schritt für Schritt hat Litauen in diesen 30 Jahren abermals das Fundament für einen unabhängigen Staat gelegt: Abzug der Okkupationsarmee, Einführung der eigenen Währung, EU- und NATO-Beitritt, Mitgliedschaft in der OECD - dem Club für die am meisten entwickelten Länder, und zwar als Nummer 11 im Rating der wettbewerbsfähigsten Staaten der Welt. ... Wir haben einen Staat geschaffen, in dem wir uns so sicher fühlen können wie nie zuvor. Und all dies wurde durch einen ständigen Lernprozess erreicht - denn es gab ja vorher keine Generalprobe für den Umsturz abgenutzter Imperien.“
Emigration zeugt von Enttäuschung
Lietuvos rytas bedauert, dass ein großer Teil der litauischen Gesellschaft nach der historischen Zäsur von der wirtschaftlichen Entwicklung enttäuscht wurde:
„Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit hatte man gehofft, dass nach einigen Jahren die Menschen in Litauen wie in Schweden leben werden. Allerdings waren diese Hoffnungen naiv. … Deutlichster Beweis für die bestehenden sozialen Probleme ist die Emigration, die die Einwohnerzahl Litauens um ein Viertel verringert hat. Man hätte vorhersehen können, dass nach der Grenzöffnung und mit der Möglichkeit, legal in den reichen EU-Ländern zu leben und zu arbeiten, sich Hunderttausende Litauer auf der Suche nach einem besseren Leben dorthin begeben würden.“