Corona und die soziale Ungleichheit
Arme und Reiche sind den gesundheitlichen, wirtschaftlichen und psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie nicht gleichermaßen ausgesetzt. Das gilt global gesehen, aber auch innerhalb der an sich wohlhabenden Länder. Kommentatoren schildern, wie der Ausnahmezustand soziale Ungleichheiten gnadenlos offenbart.
Vor dem Virus sind nicht alle gleich
Im Lockdown treten die sozialen Unterschiede wieder klar zu Tage, konstatiert Der Tagesspiegel:
„In den nächsten Wochen werden die Wissens- und Geistesarbeiter vom Homeoffice aus denken – was Babysitter und Verkäuferinnen und Polizistinnen und LKW-Fahrer ihnen ermöglichen werden. Es wird Kinder geben, die auch bei Ausgangssperren noch in Gärten spielen können – und solche, die sich mit fünf, sechs Personen eine Hochhauswohnung teilen. Es wird Eltern geben, die Lernmaterial bestellen und mit ihren unbeschulten Kindern üben. Und solche, die das schlicht nicht schaffen. Es wird Menschen geben, die etwas auf der hohen Kante haben – und jenes Drittel der Deutschen, das keine Rücklagen hat, weil am Ende des Monats nie etwas übrig bleibt.“
Fehlender Wohnraum kann tödlich sein
Mindestens sechs der fünfzehn Menschen, die bisher in Stockholmer Krankenhäusern nach einer Corona-Infektion verstorben sind, haben ihre Wurzeln in Somalia. Die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich tritt in der Krankenstatistik erbarmungslos hervor, klagt Aftonbladet an:
„Die reichsten und die ärmsten Stadtteile Stockholms trennen in Sachen Lebenserwartung 18 Jahre. ... Dass so viele der Toten Schwedisch-Somalier sind, ist das brutale Resultat einer Klassengesellschaft, in der man beengt zusammenlebt, weil es nicht genügend Wohnraum gibt. Das erfordert politische Lösungen, die wir in Angriff nehmen müssen, sobald die Pandemie vorüber ist. Es geht um mehr Wohnungen, die sich alle leisten können, und um eine funktionierende Gesellschaft im ganzen Land. Niemand sollte aufgrund von Klassenunterschieden und beengten Wohnsituationen sterben müssen.“