Wirtschaft retten vs. Virus stoppen
Die Zahl der Corona-Infizierten in den USA steigt in diesen Tagen rasant. Doch Präsident Trump will die ergriffenen Maßnahmen bald wieder lockern. Seiner Meinung nach würden durch eine Rezession mehr Menschen sterben als durch die Covid19-Pandemie. "Das Gegenmittel darf nicht schlimmer sein als das Problem", sagte er im Fernsehsender Fox News. Ein berechtigter Einwurf?
Rezession ist noch viel schlimmer
US-Präsident Trump hat Recht, findet The Times:
„Eine steigende Arbeitslosigkeit geht einher mit einer drastischen Zunahme von Depressionen, Selbstmorden und Sucht. Die Zahl der Straftaten steigt. Wie viele Menschen werden angesichts zunehmender Verzweiflung in der waffenverliebten amerikanischen Gesellschaft gewaltsam umkommen? ... Ein Zusammenbruch der Wirtschaft wird Amerikas Position der Stärke in der Welt untergraben. Man muss kein verrückter Verschwörungstheoretiker sein, um zu glauben, dass sich das Gleichgewicht zwischen Washington und Peking durch die ökonomische Antwort auf die Pandemie unwiderruflich verschieben wird. ... Man kann Menschenleben nicht gegen Jobs aufwiegen, so der Aufschrei der Kritiker. Doch wir machen, so grausam es ist, ständig solche Kompromisse.“
Selbst ökonomisch nicht sinnvoll
Baldige Lockerungen sind keine Alternative, erklärt hingegen Der Spiegel:
„[D]ie exponentielle Ausbreitung des Virus würde die Gesundheitssysteme rasch zusammenbrechen lassen. Es würden dann nicht nur Corona-Patienten sterben, für die keine Beatmungsgeräte mehr frei sind - sondern auch viele andere Schwerkranke, um die sich die Kliniken wegen des Ansturms an Corona-Patienten nicht kümmern könnten. Menschen mit Schlaganfall oder Herzinfarkt zum Beispiel. Unterm Strich würden dadurch viele Millionen Tote drohen. Das wäre ethisch nicht vertretbar - und übrigens auch ökonomisch nicht sinnvoll. Denn auch in einem solchen Szenario dürfte die Wirtschaft massiv leiden.“