Rettungspaket für Lufthansa sorgt für Diskussionen
Die Aktionäre der Lufthansa stimmten am Donnerstag nach monatelangen Verhandlungen einem staatlichen Rettungspaket über neun Milliarden Euro zu. Das Unternehmen war, wie derzeit Fluggesellschaften generell, stark von den Folgen der Corona-Krise betroffen. Für Kommentatoren Anlass, nicht nur über die Zukunft ehemals staatlicher Fluglinien in ihren Ländern nachzudenken.
Es wird eng in der Flugbranche
Den staatsnahen Fluglinen stehen trotz Hilfen auch längerfristig harte Zeiten bevor, meint die Wiener Zeitung:
„In Zeiten, in denen der Staat das Wirtschaftsgeschehen bestimmt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sind die sogenannten Flag-Carrier (also Unternehmen wie Air France, Lufthansa, KLM, AUA, Finnair) klar im Vorteil. Denn die Staaten spannen Rettungsschirme für 'ihre' Airlines auf, während die Billigflieger auf ihre Kapitalreserven zurückgreifen müssen. ... Dennoch: Flag-Carrier stehen wohl auch 'post Covid' vor ernsten Problemen. ... Lukrative Kurzstrecken sollten aus Klimaschutzgründen in den kommenden Jahrzehnten durch Hi-Speed-Eisenbahnverbindungen ersetzt werden. Und Business-Frequent-Traveller haben in den vergangenen Monaten gelernt, wie bequem und effizient Telekonferenzen sind. Das Flugtouristik-Segment wird also noch härter umkämpft sein als zuvor.“
KLM muss grün werden
Mit rund 3,4 Milliarden Euro werden die Niederlande die Fluggesellschaft KLM unterstützen. Der Staat hätte mehr Bedingungen stellen sollen, klagt De Volkskrant:
„An die Staatshilfe sind keine verpflichtenden Nachhaltigkeitsforderungen geknüpft, wie die Reduktion von Emissionen und das Streichen von Kurzstreckenflügen, um die Bahn zur Alternative zu machen. Der Mangel an harten 'grünen' Bedingungen ist ein Fehler, der deutlich macht, dass die Staatshilfe vor allem kurzfristig denkt. Solche Forderungen würden KLM nicht zu Grunde richten, sondern dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, sobald nachhaltiges Fliegen die Norm wird.“
Gefährliches Pokern
Das Zögern der Muttergesellschaft Lufthansa hat auch die Zukunft der Tochter Brussels Airlines gefährdet, ärgert sich La Libre Belgique:
„Wieder einmal ist die Attitüde des Direktoriums der Lufthansa fragwürdig. Nicht nur versetzt das verlogene Pokern der Deutschen die Mitarbeiter von Brussels Airlines in Angst und Schrecken, es zerstört auch das Vertrauen der Passagiere. Bei unseren Nachbarn hat Air France die ihr angebotene staatliche Hilfe schnell akzeptiert, und ist danach die unumgängliche Umstrukturierung angegangen. Der Vorteil? Firma und Kunden wurden zeitnah beruhigt was die Zukunft des Unternehmens angeht, schon zu Beginn des für den Sektor entscheidenden Sommers.“