E-Mobile statt Pipelines: Energiewende mit Biden?
Der neu gewählte US-Präsident Joe Biden will laut kanadischen Medien den Bau der Ölpipeline Keystone XL anhalten und auf Gas setzen. Das Projekt war wegen erwarteter Umweltschäden bereits 2015 von seinem Vor-Vorgänger Obama gestoppt, von Donald Trump aber wieder vorangetrieben worden. Auch in anderen Bereichen will Biden energiepolitisch neue Akzente setzen und dafür 2.000 Milliarden Dollar bereitstellen.
Das Ende der Öl-und-Kohle-Ära naht
La Repubblica sieht mit dem Amtsantritt Bidens eine Zeitenwende aufziehen:
„Sein Ansatz spiegelt einen weit verbreiteten und relativ neuen Konsens unter öffentlichen und privaten Entscheidungsträgern, Experten und zivilgesellschaftlichen Organisationen über die Zukunft der Energie, ihre Quellen, Verwendungszwecke und die zugrunde liegende Ökonomie der Branche wider. Man ist sich einig, dass die Ära, in der Öl und Kohle die primären Energieträger waren, sich ihrem Ende nähert. Die Frage ist nicht, ob dieses Szenario eintreten wird, sondern wie schnell. Dies wiederum hängt von einer Vielzahl von technologischen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren ab. Und natürlich hängt es in hohem Maße davon ab, wer die Veränderung anführen wird und wie stark diejenigen sein werden, die sich ihr widersetzen.“
Nur ein Tropfen auf den heißen Stein
Der Autor Bjørn Lomborg hält nichts von den geplanten Subventionen für Elektroautos, wie er in Svenska Dagbladet darlegt:
„Für das Klima spielt es keine Rolle, woher das Kohlendioxid kommt. PKW machen nur etwa sieben Prozent der weltweiten Emissionen aus, da machen Elektroautos kaum einen Unterschied. Wir müssen uns auf die großen Emissionsverursacher konzentrieren: Heizung und Stromerzeugung. Wenn Forschung und Entwicklung in diesen Bereichen dazu führen können, dass umweltfreundliche Alternativen billiger werden als fossile Brennstoffe, dann würde dies die Welt verändern. Die gegenwärtigen Subventionen für Elektroautos sind etwas, was reiche Länder stolz an reiche Bürger verteilen. Wenn wir Klimaprobleme ernsthaft lösen wollen, müssen wir uns auf die wichtigsten Emissionsquellen und auf Innovationen für eine emissionsfreie Energie konzentrieren.“
Schwieriger Zeitpunkt für teure Visionen
Biden muss strategisch geschickt vorgehen - dann ist aber einiges möglich, analysiert Adevărul:
„Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen könnten der Faktor sein, der alles zerbrechen oder aber zumindest die schönen Ambitionen zusammenschrumpfen lässt. ... Es wird schwer werden für die USA, jetzt gleich die Kosten für zwei extrem kostspielige Schlachten zu tragen: Einerseits die Bemühungen um eine wirtschaftliche und soziale Erholung und andererseits die rasche Eliminierung fossiler Ressourcen zugunsten von sauberen, aber auch teuren Energieträgern, die damit aus Sicht von Unternehmern und kleinen Verbrauchern auch auf Skepsis stoßen. Vielleicht intensiviert man aus diesem Grund jetzt Kooperationsprojekte. … Und vielleicht basieren künftige Handelsabkommen auch auf Klimavereinbarungen. Warum auch nicht - zu einem Zeitpunkt des Neubeginns könnte alles neu starten.“