Was steht für die G7 auf der Agenda?
Am heutigen Freitag beginnt im britischen Cornwall der G7-Gipfel. Zuletzt hatten sich die Vertreter sieben wichtiger Industriestaaten im August 2019 zusammengefunden, das Treffen 2020 in den USA kam wegen der Corona-Krise letztlich nicht zustande. Europas Kommentatoren formulieren durchaus klare Erwartungen an die Zusammenkunft im ansonsten beschaulichen Küstenort Carbis Bay.
Priorisieren und fokussieren
Für einen erfolgreichen Gipfel reicht es nicht, dass die USA nun endlich wieder einen Präsidenten haben, mit dem verhandelt werden kann, warnt The Times:
„Schon die Bandbreite der Tagesordnungspunkte könnte als Beweis gelten für die begrenzten Aussichten auf greifbare Ergebnisse dieses Zusammentreffens. Die Staats- und Regierungschefs sollten deshalb lieber versuchen, eine Reihe spezifischer Themen zu benennen, an denen sie arbeiten können, um gemeinsame Lösungen und gemeinsame Positionen für globale Herausforderungen zu finden – so wie die G7-Finanzminister es letzte Woche mit der Reform der Unternehmenssteuer taten. Wenn sich die Erwartungen hoch auftürmen, dann deshalb, weil die Chance der G7, weltweit eine führende Position einzunehmen, nie höher war. “
Für Impfung der Welt sorgen
Wo der US-Präsident der EU ganz klar den Weg weist, erklärt Upsala Nya Tidning:
„Eine der ersten Botschaften von Joe Biden auf seiner Auslandsreise in Europa war, dass die USA über das UN-Programm Covax 500 Millionen Impfstoffdosen an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen spenden will. Die Welt nach der Pandemie wieder auf Kurs zu bringen, wird beim G7-Gipfel in Cornwall ganz oben auf der Tagesordnung stehen. ... Die EU sollte sofort mit derselben Münze reagieren. ... Wenn ein Reihenhaus brennt, bleibt man nicht auf der Couch sitzen, wenn das Feuer im eigenen Haus gelöscht ist.“
Ursprung der Pandemie verlässlich klären
Medienberichten zufolge wollen die G7 offenbar auf eine neue WHO-Untersuchung zum Ursprung des Virus drängen. Damit stellen sie sich auch hinter einen entsprechenden Vorstoß Bidens. Zu Recht, findet El Periódico de Catalunya:
„Man verheimlicht Daten, entzieht sich der Verantwortung und kontrolliert gleichzeitig den Informationsfluss: Diese Kombination von Faktoren, die bei Regierungen nicht demokratisch kontrollierter Einheitsparteien zusammenwirken, hat bereits in der Vergangenheit katastrophale Fehler bewirkt. Die eindeutige und über jeden Zweifel erhabene Klärung des Ursprungs der Pandemie, und noch wichtiger: die Vermeidung einer Wiederholung, kann nur durch Transparenz erreicht werden - die China bislang nicht bedingungslos und überzeugend garantiert hat.“
Bündnisse Richtung Indo-Pazifik ausweiten
Die G7 müssen neue Partner gewinnen, betont Geopolitologe Jean-Sylvestre Mongrenier in Le Figaro:
„In diesen entscheidenden Jahren muss der Westen begreifen, dass es notwendig ist, seine Bündnisse auszuweiten, insbesondere im Indo-Pazifik, wo Chinas Projekt der 'neuen Seidenstraße' die Navigationsfreiheit und die Sicherheit der großen Seewege bedroht, die für den Wohlstand Europas vital sind. … Wollen die USA und ihre europäischen Verbündeten die Idee eines unausweichlichen Niedergangs nicht hinnehmen, wären sie gut beraten, die Achse zwischen Israel und den arabischen Staaten zu unterstützen. … Dies ist eine wesentliche Voraussetzung zur Stabilisierung des Nahen Ostens. … Der Kampf für eine freie und offene Indo-Pazifik-Region entscheidet sich auch im Herzen des Nahen Ostens. Das dürfen wir nicht vergessen.“