Auch TV-Sender Doshd nun "ausländischer Agent"
Die russischen Behörden haben den beliebten Pay-TV-Sender Doshd zum "ausländischen Agenten" erklärt. Es ist bereits das 18. russische Medium, das diese Einstufung bekommt. Meist bedeutet dies für nichtstaatliche Medien den Todesstoß, da Werbeeinnahmen rapide einbrechen und offizielle Stellen die Zusammenarbeit verweigern. Russische Journalisten sehen schwarz.
Zurück in die Finsternis der Breschnjew-Zeit
Auf Doshd selbst kommentiert der TV-Reporter Andrej Loschak das staatliche Vorgehen als Schritt in die Sowjetvergangenheit:
„Ganz langsam wird der Sauerstoff abgedreht und man gibt uns allen zu verstehen: 'Jungs, ihr seid in diesem Land unerwünschte Bürger, denn anstatt zu sagen, was wir für einen tollen Präsidenten haben, versucht ihr irgendwelche schlechten Seiten zu finden.' Wir sind faktisch nicht um 30 Jahre zurückgefallen, als die Perestroika-Presse blühte, sondern um 40 Jahre, ins Jahr 1981, in die Epoche des tiefen, schon verkalkt-altersschwachen Breschnjewismus. Wir wissen, wie sie ausging. So wird es auch jetzt enden. Anders geht es nicht, denn eine solche reaktionäre Entwicklung ist zum Scheitern verurteilt.“
Rache für professionellen Journalismus
Nowaja Gazeta sieht eine Retourkutsche für eine zu offene Berichterstattung:
„Man rächt sich kleinlich an Doshd, weil dessen Journalisten in letzter Zeit ihre Arbeit zu gut gemacht haben. Eine Kamera des Senders zeigte dem Land schon die Proteste in Chabarowsk, als die landesweiten Kanäle noch in Erwartung ihrer 'Themenzettel' schwiegen. Und Anfang 2021 sendete Doshd live von den Moskauer Demos zur Unterstützung Nawalnys. Und alle sahen, wie Polizisten auf Moskaus Straßen Bürger verprügelten. Doch darin liegt die Natur des Journalismus - und gerade darin liegt sein Unterschied zur Propaganda: Ein Journalist darf sich nicht wegdrehen, wenn Tausende gegen die Regierung protestieren oder wenn gegen sie Gewalt angewandt wird.“