Taliban stellen Ultimatum für Evakuierungen
Die Taliban haben den Nato-Staaten ein Ultimatum gestellt, ihre Truppen müssten bis zum 31. August das Land verlassen und die Evakuierungsmission beendet sein. Das Datum sei "eine rote Linie". Joe Biden hofft, den Einsatz bis zu diesem Stichtag zu beenden, schließt aber eine Verlängerung nicht mehr aus. Wird die rote Linie überschritten?
Erst Ehrenschuld begleichen
Die Luftbrücke muss notfalls bis in den September hinein weitergeführt werden, mahnt The Times:
„Die von Präsident Joe Biden gesetzte Frist für den vollständigen Rückzug bis zum 31. August ist willkürlich und unpraktisch. Die Regierungen der westlichen Staaten sollten klarstellen, dass Truppen und diplomatisches Personal in Afghanistan bleiben, bis alle ihre Bürger und alle Afghanen mit Ausreisegenehmigung, die das Land verlassen möchten, ausgeflogen worden sind. Kabul zu verlassen, ohne die Ehrenschuld der Afghanen zu begleichen, die die Nato-Truppen über 20 Jahre lang unterstützt haben, wäre ein Verrat.“
Entschlossenheit zeigen
Das Weiße Haus sollte sich bei den Evakuierungen nicht unter Zeitdruck setzen lassen, rät La Razón:
„Es ist sicherlich nicht möglich, das Fiasko des US-Rückzugs ungeschehen zu machen, aber es ist machbar, die Evakuierungsbemühungen so lange wie nötig zu verlängern, auch indem man den Aufständischen klarmacht, dass sie kooperieren müssen, anstatt die Aufgabe zu behindern. Das wäre auch eine deutliche Botschaft: Jedes Vorgehen gegen die Interessen und die Sicherheit des Westens bekommt eine rasche Antwort. ... Zwar lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersagen, welche Haltung die internationale Gemeinschaft gegenüber dem mittelalterlichen Taliban-Regime einnehmen wird, doch würde sie zumindest eine gewisse Entschlossenheit zeigen.“
Taliban haben auch Interesse an Normalität
Die Taliban haben sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen, meint De Standaard:
„Selbst wenn die Taliban noch genauso unbarmherzig sind wie während ihrer letzten Herrschaftsperiode, haben auch sie ein Interesse daran, dass so schnell wie möglich eine Form von Normalität einkehrt. Die Wirtschaft am Laufen zu halten ohne den Geldstrom, der die vertriebene Regierung nährte, wird nicht einfach. Wenn das nachher zu Verzweiflung oder gar Hunger führt, werden die Taliban ihrer Verantwortung nicht entgehen können. Wenn aber gesunder Menschenverstand und kalkuliertes Eigeninteresse den Ton angeben, hält der Schaden sich in Grenzen.“