Einigung im Gasstreit zwischen Moskau und Chișinău
Die Ex-Sowjetrepublik Moldau und Russland haben ihren Gasstreit vorerst beigelegt. Beide Seiten haben einen neuen fünfjährigen Liefervertrag abgeschlossen. Im Zuge des Streits hatte die Republik Moldau einen Liefervertrag mit Polen ausgehandelt. Kommentatoren bewerten die Episode als in mehrfacher Hinsicht erhellend.
Westkurs zahlt sich erneut aus
Die Suche nach neuen Liefermärkten hat sich als beste Strategie für das Land erwiesen, bemerkt Contributors:
„Dieser Test hat gezeigt, dass das Land sich nur an den Westen wenden muss, um zu überleben, und dass es sich aus seiner Energieabhängigkeit befreien muss, so wie es das schon 2014 getan hat, als es ein russisches Embargo gegen moldauische Weine gab. Damals hatte sich der Markt der Republik Moldau schnell Richtung Europa ausgerichtet, mit dem Ergebnis, dass der Preis des moldauischen Weines gestiegen ist und die Republik Moldau nur davon profitieren konnte, dass sie der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Russland hier ein Ende setzte.“
Großer Erfolg für ein kleines Land
Auch für den polnischen Auslandssender für Belarus Belsat geht die moldauische Seite gestärkt aus dem Streit hervor:
„Obwohl das Verhalten von Chișinău während der Krise von Nervosität, Unerfahrenheit und einem gewissen Chaos geprägt war, hat es sich am Ende viel besser geschlagen, als die Russen erwartet hatten. David hat Goliath dieses Mal zwar nicht besiegt, aber er ließ sich auch nicht k.o. schlagen. Und das ist in einem so ungleichen Kampf bereits ein großer Erfolg.“
Russisches Erdgas bleibt unverzichtbar
Katja Yafimava, Erdgas-Expertin der Universität Oxford, zieht auf carnegie.ru Schlüsse für den ganzen osteuropäischen Gasmarkt:
„Die Moldau-Krise hat gezeigt, dass kein europäischer Lieferant Gas unter Hub-Niveau [Preis auf Handelsplattformen] verkaufen wird. Zugleich können alle Länder - vor allem jene, die die Gasrichtlinie der EU anwenden - sicher sein, dass Gazproms Preis nicht höher sein wird als auf den Hubs, aber niedriger sein kann (was Gazprom für wirtschaftlich schwache Länder zum Vorzugslieferanten macht). ... Das Gasdefizit in Europa hat die Grenzen der EU-Politik zur Diversifizierung [der Energieversorgung] aufgezeigt. Das ist anzuerkennen und sollte Länder, die an die EU und auch an Russland grenzen, motivieren, Gasmärkte zu schaffen, auf denen Gazprom mit anderen Lieferanten konkurriert.“