Comeback für Europas Sozialdemokraten?
Spätestens seit Deutschland wieder von einem SPD-Kanzler regiert wird, sehen sich Europas Mitte-Links-Volksparteien nach einer langen Durststrecke im Aufwind. Was passieren muss, damit die ehemalige Arbeiterbewegung in Europa neue Maßstäbe setzen kann, beschäftigt Kommentatoren.
In eine glaubwürdige Zukunft investieren
Gerade in Pandemiezeiten sind sozialdemokratische Werte zukunftstauglich, findet El País:
„Die globale Ungewissheit, die das Coronavirus ausgelöst hat, hat auch die Vision einer anderen möglichen Zukunft gebracht. ... Olaf Scholz hat in seinem Wahlkampf nicht vergessen, von der Würde aller Arbeitsplätze zu sprechen. ... Die Investitionen der über mehrere Jahre laufenden Fonds aus Next Generation EU bieten eine historisch einmalige Chance tiefgreifende Veränderungen anzugehen. ... Es reicht nicht mehr aus, die sozialen Errungenschaften der Vergangenheit zu verteidigen. Die Sozialdemokratie muss eine glaubwürdige Alternative für die Gegenwart und die Zukunft formulieren und sich mutig den migrationsbedingten Spannungen stellen, die in Europa nicht aufhören werden.“
Gegenpol zu Populismus von links und rechts
Die sozialistische Bewegung der Veränderung (Kinal, Nachfolgepartei der ehemals einflussreichen Pasok) hat mit dem 42-jährigen Nikos Androulakis einen neuen Vorsitzenden. Bei der Stichwahl am Sonntag setzte er sich gegen den früheren Pasok-Vorsitzenden und Ex-Premier Giorgos Papandreou durch. To Vima hofft auf einen Neuanfang:
„Jetzt, da die sozialdemokratischen Parteien auf der ganzen Welt zu einer Kraft der Stabilität, des Fortschritts und des Realismus werden, hat die griechische Mitte-Links-Partei eine historische Chance, sich zu erholen und ihren rechtmäßigen Platz zurückzuerobern. ... Ob es der Partei gelingt, ein Comeback zu feiern, wird darüber entscheiden, ob die Sirenen des Links- und Rechtspopulismus, für die das Land teuer bezahlt hat, endgültig zum Schweigen gebracht werden.“