Immer teurere Lebensmittel: Was verschafft Abhilfe?
Angesichts der hohen Inflation versuchen mehrere europäische Länder zumindest die Preise für lebensnotwendige Produkte vor allzu hohem Preisanstieg zu bewahren. Welche Strategie dafür die richtige ist, diskutiert Europas Presse.
Mehrwertsteuersenkung dürfte Inflation dämpfen
Die polnische Regierung hat die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel vorübergehend gesenkt. Dafür gibt es ausnahmsweise ein Lob von der linken Krytyka Polityczna:
„Unter normalen Umständen wäre es leichtsinnig, bei hoher Inflation die Mehrwertsteuer zu senken, da dies die Nachfrage ankurbeln würde und somit letztlich sogar zu einer höheren Inflation führen könnte. Die derzeitige Inflation ist jedoch hauptsächlich auf angebotsseitige Hindernisse zurückzuführen, die in diesem Jahr endlich verschwinden dürften. ... In dieser Situation kommt es darauf an, die Inflationserwartungen, die in Polen außergewöhnlich hoch sind, zu dämpfen. ... Die Senkung der indirekten Steuern und damit der Preise wird sich weitaus stärker auf die Inflation auswirken als auf eine mögliche Stimulierung der Nachfrage.“
Verantwortung nicht auf den Handel abwälzen
Wie Ungarns Regierung die Preise für ausgewählte Grundnahrungsmittel wie Zucker, Mehl und Hühnerbrust deckeln will, überzeugt hvg überhaupt nicht:
„Die Ankündigung von Viktor Orbán ist in einer Marktwirtschaft zwar ungewöhnlich, doch kommt sie nicht überraschend, nachdem Polens Regierungschef am Dienstag einen ähnlichen Schritt angekündigt hatte. Während aber Warschau die Mehrwertsteuer für Produkte ermäßigt - was bedeutet, dass die Regierung auf einen Teil der staatlichen Steuereinnahmen verzichtet - werden in Ungarn die aus der angekündigten Preissenkung entstehenden Einnahmeverluste auf den Handel abgewälzt. ... Insgesamt machen diese Produkte [jedoch nur] etwas mehr als drei Prozent des Durchschnittskonsums aus.“
Nicht warten, bis die Stimmung umschlägt
Athen muss nun schnell effektive Gegenmaßnahmen ergreifen, drängt Efimerida ton Syntakton:
„Die Regierung hat gerade erst begonnen, das einzig verbleibende Instrument in Betracht zu ziehen: die Senkung der Mehrwertsteuersätze auf Grundnahrungsmittel und lebensnotwendige Güter, um einen weiteren Schock für die Haushalte abzuwenden und zu vermeiden, dass die Unzufriedenheit der Bürger in Wut oder noch etwas Negativeres umschlägt. Natürlich ist Griechenland nicht Kasachstan oder die Türkei. Aber niemand weiß, wie eine Gesellschaft, die zwei Jahre lang von einer Pandemie überrollt wurde, reagieren könnte.“
Eine Entwicklung mit unschönen Langzeitfolgen
Die steigenden Preise wirken sich auch auf Gesundheit und Demografie aus, erinnert Večernji list:
„Die Bürger werden schon irgendwie den neuesten Anschlag auf ihr Portemonnaie und Lebensstandard überleben, wie immer. Das kroatische Volk ist an Mangel, Krieg, zerstörte Wirtschaft und das Kramen in Containern gewohnt. Doch ein Großteil derjenigen Bürger, die sich nur durch die billigsten Nahrungsmittel, ohne Rücksicht auf deren Qualität ernähren, wird immer ungesünder. Man kann sich ausmalen, wie sich die galoppierenden Preise für Nahrung und Energie auch demografisch auswirken: Es sind unsichere Zeiten für Nachwuchs, wenn sich schon die existierenden Familienmitglieder durchschlagen müssen, um Monat für Monat über die Runden zu kommen.“