Holocaust-Gedenktag in vielen Staaten Europas
77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau ist in vielen europäischen Staaten der Opfer des Holocausts gedacht worden: Der millionenfache Massenmord an den Juden und die Voraussetzungen, die ihn möglich gemacht haben, sollen niemals vergessen werden. Wir sind alle gefordert, Antisemitismus entgegenzutreten, fordern Kommentatoren.
Die Erinnerung darf nie verblassen
Pravda schließt sich am Internationalen Holocaust-Gedenktag einer Mahnung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen an:
„Als die Rote Armee am 27. Januar 1945 das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreite, waren sich nur wenige des Ausmaßes der menschlichen Katastrophe bewusst. Noch weniger Menschen konnten sich das Ungeheuerliche des industriellen Mordens vorstellen. ... In der Folge schien die Menschheit aus diesem Schrecken zu lernen. Parolen gegen das Vergessen hatten für die Kriegsgeneration tatsächlichen Inhalt. UN-Generalsekretär Guterres hat anlässlich des heutigen Gedenktages daran erinnert, dass Bildung die wichtigste Antwort auf die verblassende Erinnerung sein sollte. Ja, es ist unsere Pflicht, nicht zu vergessen. “
Alle sind gefordert
Auch in Dänemark wird des Tages der Befreiung von Auschwitz gedacht. Eigentlich sollten leidenschaftliche Reden und Pläne der Ministerien - wie jetzt wieder vorgestellt - gegen Antisemitismus überflüssig sein, meint Jyllands-Posten:
„Dass überhaupt noch daran erinnert werden muss, wozu Antisemitismus letztlich führen kann, ist empörend. Man kann leicht bezweifeln, ob ein Aktionsplan des Justizministeriums eine große Wirkung haben wird, aber natürlich muss man es versuchen. Am wichtigsten ist jedoch die Erkenntnis, dass es an uns allen liegt, gegen alle Erscheinungsweisen des Antisemitismus vorzugehen, wo wir ihm im Alltag begegnen. Das sind wir nicht nur den jüdischen Dänen schuldig. Wir sind es uns selbst schuldig.“
Unerträgliche Vergleiche
Die Gleichsetzungen mancher Impfgegner empören die Autorin Alexia Weiss in einem Blog der Wiener Zeitung über jüdische Kultur:
„Die 'Judensterne' der Nazis, mit dem Schriftzug 'Ungeimpft' darauf, sind seit Monaten auf Demonstrationen ... in Österreich, aber auch in Deutschland zu sehen. Ein Schild mit Hitler-Konterfei und der Aufschrift 'Impfen macht frei' wurde jüngst von einer Demoteilnehmerin am Wiener Heldenplatz getragen ... Erstens ist der Begriff 'Jude' kein Synonym für 'Opfer'. Vor allem aber würdigen jene, die hier solche unpassenden Vergleiche ziehen, das Leid der tatsächlichen Opfer von damals herab. Sie relativieren damit den Holocaust. Und das ist nicht zu tolerieren.“
Eine andere Welt schaffen
Der Gedenktag darf nicht nur eine Rückschau in die dunkle Vergangenheit sein, sondern muss ein neues Licht in die Zukunft werfen, fordert Avvenire:
„Eine Zukunft, in der Juden ohne Angst um ihr Leben leben können, als Individuen und als Volk, eine Zukunft, in der Antisemitismus und Rassismus der Vergangenheit angehören, eine Zukunft, in der das Bewusstsein den Wert des Zusammenlebens, des Willkommens und der Vielfalt verinnerlicht hat, weil wir alle in der Geschichte zeitweise eine Minderheit oder ein Fremder für jemand anderen waren. … Es geht nicht nur um die Erinnerung an die Vergangenheit, sondern um die Verpflichtung, eine andere Welt zu schaffen. Eine Welt, aus der die Saat und die Prämissen, die zur Hölle des Holocaust führten, verbannt sind.“