Drei Premiers besuchen die Ukraine
Der britische Premier Johnson hat sich am Dienstag mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskij getroffen. Zeitgleich fand ein Treffen des ukrainischen Premiers Schmyhal mit seinen Amtskollegen Morawiecki und Rutte aus Polen und den Niederlanden statt. Kommentatoren sind uneins, ob es sich hier um einen zukunftsweisenden Schulterschluss oder nur PR in eigener Sache handelt.
Ein weiterer Schritt der Annäherung
Der Politologe Wiktor Taran sieht den Besuch auf 24tv.ua gleichermaßen als Aufforderung wie Erfolg:
„Es ist noch zu früh, um die Ankündigung eines vollwertigen Bündnisses zu erwarten. Aber wir warten auf jeden Fall auf eine Ankündigung von Unterstützung und verstärkten Waffenlieferungen aus Polen und dem Vereinigten Königreich. ... Um mehr zu bekommen, muss man hart arbeiten. Und da muss man zeigen, dass wir nicht nur durch den Feind, sondern auch durch Werte geeint sind. Und dass wir wissen, wie wir Vertrauensarbeit leisten können, ohne unsere Partner zu täuschen. ... Ich wünsche allen aufrichtig viel Glück. Die Ukraine braucht diesen Erfolg.“
Großbritannien steht Polen und der Ukraine nahe
Polityka hält die sich anbahnende Dreiecksbeziehung für vielversprechend:
„Ein eher ungewöhnliches Format, denn es verbindet nahe Nachbarn aus dem östlichen Europa mit einem weiter entfernten Land. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass es nur wenige Länder gibt, die Polen und der Ukraine so nahe stehen wie das Vereinigte Königreich, was seine Haltung gegenüber Russland und sein - auch militärisches - Engagement bei der Verhinderung russischer Aggressionen gegen seine Nachbarn betrifft. London unterstreicht, dass es selbst zum Ziel einer russischen Aggression auf seinem Territorium geworden ist, als Kreml-Agenten versuchten, einen ehemaligen Spion und dessen Tochter mit einem chemischen Kampfstoff zu töten.“
Die wollen sich nur wichtig machen
Für Kommersant steckt hinter den Treffen weniger Solidarität, als das Kochen eigener Süppchen:
„Londons Interesse liegt darin, die Lebensfähigkeit der 'Global Britain'-Strategie zu demonstrieren, die das Land nicht nur zum Anführer der angelsächsischen Welt, sondern zu einem neuen globalen Machtzentrum machen soll. Polen und die Niederlande wollen mit der 'ukrainischen Karte' ihr geopolitisches Kapital erhöhen. ... Denn so ergibt sich, dass sie in einer Liga mit den Briten spielen und sich zugleich eine besondere Mission zum Schutz der Ukraine auferlegen, was ihr Gewicht in der EU erhöhen soll. ... Und dann ist da noch der Vermittlung anbietende Erdoğan: Einmal mehr versucht er, den Lorbeer des eurasischen Friedensstifters einzuheimsen. “