Ungarns Präsidentin verärgert Rumäniens Regierung
Wenige Tage nach ihrem Amtsantritt hat die neue ungarische Präsidentin Katalin Novák Rumänien besucht und traf dort vor allem ungarischsprachige Vertreter. Während sie in Siebenbürgen weilte, postete sie auf Facebook, sie wolle alle Ungarn vertreten - ganz gleich, ob sie in- oder außerhalb der ungarischen Grenzen lebten. Das sorgte für Verstimmung in Bukarest, was Kommentatoren nicht ganz ernst nehmen können.
Wer im Glashaus sitzt...
Bukarest misst mit zweierlei Maß, meint die Journalistin Sabina Fati im Rumänischen Dienst der Deutschen Welle:
„Die Beziehungen zwischen Rumänien und Ungarn haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr abgekühlt, was nicht heißt, dass Bukarest Budapest nicht erlaubt hat, in Siebenbürgen zu investieren und in der historischen Provinz seinen Einfluss auszuüben. Rumänien macht diese Zugeständnisse, weil es selbst seine politische, wirtschaftliche und kulturelle Macht in der Republik Moldau ausbauen will. So wie Rumänen aus der Republik Moldau bei rumänischen Wahlen mitstimmen, so stimmen Ungarn aus Siebenbürgen bei ungarischen Wahlen mit. Diese Verzerrungen sind nicht nur wahltaktischer Natur, sie werden künftig auch politische Auswirkungen haben.“
Wir leben doch nicht im 19. Jahrhundert!
Die Kritiker der Präsidentin verstehen das moderne Europa nicht richtig, mokiert die regierungsnahe Magyar Nemzet:
„Nun konnten wir erneut erfahren, dass niemand als nur der rumänische Staat die rumänischen Staatsbürger vertreten kann, und dass ein Unterschied gemacht werden muss bei den Ungarn unter dem Vorwand von Geburtsort und Staatsangehörigkeit. Da sind wir uns nicht ganz sicher. Vielleicht weil unser Konzept von Nation moderner ist als das der Regierung Rumäniens. Wir glauben nicht an die Nationalstaaten aus dem 19. Jahrhundert und nicht an die heilige und unabänderliche Schollengebundenheit, sondern an das grenzlose Europa, und dementsprechend auch an die individuelle und bürgerliche Freiheit, an Regionalismus und breite Zuständigkeiten.“