Geflüchtete aus der Ukraine: Perspektiven in Europa?
Mehr als 7,5 Millionen Menschen haben die Ukraine seit dem Beginn der russischen Invasion verlassen. In der EU haben sie einen Anspruch auf vorübergehenden Schutz für mindestens ein Jahr und damit Recht auf eine Aufenthaltserlaubnis, Arbeit und Wohnraum, medizinische Versorgung und Bildung für ihre Kinder. Europas Presse debattiert über weitere Herausforderungen einer erfolgreichen Integration.
Es ist ein wechselseitiger Prozess
Polityka reflektiert über die Komplexität von gesellschaftlicher Inklusion:
„Viele Polen haben Ukrainer bei sich zu Hause aufgenommen, was die Integration erleichtert. Darüber hinaus suchen sich die Ukrainer auch selbst eine Wohnung, da sie zum Teil sofort Arbeit finden und es für sie einfach ist, die verwandte Sprache zu lernen. ... Aber auch die Integration von Ausländern aus einem ähnlichen Kulturkreis kann schwierig sein. ... Erfolgreiche Integration bedeutet, einen gemeinsamen Plan für das Zusammenleben in der Gesellschaft zu entwickeln. ... Sie setzt die Bereitschaft der Mehrheit der Bevölkerung voraus, Neuankömmlinge zu akzeptieren, sowie die Bereitschaft der Zuwanderer, die Regeln des Aufnahmelandes zu respektieren und sich um ihre eigene Integration zu bemühen.“
Unzumutbarer Behördendschungel
Helsingin Sanomat beklagt die bürokratischen Hürden für Geflüchtete:
„Tausende von Ukrainern, die schon vor Monaten vor dem Krieg nach Finnland geflohen sind, haben keine Personenkennziffer erhalten. Das erschwert zum Beispiel die Aufnahme einer Arbeit und die Wohnungssuche. Die Situation ist unzumutbar. Die Leute werden von einem Schalter zum anderen geschickt, was selbst für einen gewöhnlichen Finnen ermüdend ist, ganz zu schweigen von einem Ukrainer, der die Sprache der Behörden nicht beherrscht. … Für die Probleme ist angeblich die Ausgestaltung des Informationssystems verantwortlich. ... Außerdem leiden viele Branchen in Finnland unter Arbeitskräftemangel. Es ist verrückt, wenn willige Arbeitnehmer keine Arbeit finden.“
Europa muss sich gut vorbereiten
Angesichts des Flüchtlingsstroms nach Europa fordert der Soziologe António Barreto in Público eine offene Debatte über Migration und Integration:
„Die Regierungen und die Gesellschaft, sowohl die portugiesische als auch die europäische, sind verpflichtet, im Voraus zu reflektieren und zu debattieren, sich auf große Veränderungen vorzubereiten. ... Eine Politik der offenen Türen, in der Illegalität, Ausbeutung, soziale Konflikte und Rassenkonflikte unvermindert fortbestehen, ist untragbar. Eine Politik der verschlossenen Türen ist inakzeptabel, da sie den Bedürfnissen des Landes zuwiderläuft und gegen die humanistischen Werte der Aufnahme verstößt. Eine Politik der unkontrollierten Einwanderung, die alle gefährdet, Einheimische und Einwanderer, Inländer und Ausländer, ist unzumutbar.“
Lokalpolitiker genau beobachten
Český rozhlas mahnt zur Achtsamkeit:
„Ob die Welle der Empathie und Unterstützung für die ukrainischen Flüchtlinge anhalten wird, hängt weitgehend davon ab, wie die Regierung die tiefere Integration handhabt. ... Was im Fall von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten Ressentiments und Angst hervorrief, mag sich jetzt nicht mehr wiederholen, da wir die Schrecken des Kriegs vor unserer Haustür erleben. ... Doch wir müssen genau beobachten, wie sich die Kandidaten für die Städte- und Gemeindewahlen zu den ukrainischen Flüchtlingen und ihre Integration aufstellen. Der Erfolg dieser Integration hängt maßgeblich von ihnen ab.“