Angriff auf Einkaufszentrum in Krementschuk
Bei dem Einschlag einer russischen Rakete in einem belebten Einkaufszentrum in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk am Montag sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Die Teilnehmer des G7-Gipfels sprachen von einem Kriegsverbrechen und drohten dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Konsequenzen. Ukrainische Medien fragen sich, welche Wendung der Krieg nun nimmt.
Der Krieg ist nah und überall
Nun müssen sich die Menschen in der Ukraine auf den Krieg im Alltag einstellen, erklärt der im Exil lebende russische Journalist Arkadiy Babchenko in NV:
„Verändern Sie Ihre Verhaltensmuster, Ihren Schlafplatz, Ihre Algorithmen für die Fortbewegung in der Stadt, Ihre Algorithmen für den Besuch offener, ungeschützter Orte und Einkaufszentren neu. Besonders in Zeiten des Alarms. So wie man es auch in Israel tut. Dies ist ein Krieg, in dem der Feind reaktive schwere Waffen mit großer Reichweite einsetzt. Die Ukraine hat keine sicheren Zufluchtsorte mehr. Die Russen sind derzeit in der Lage, überall im Lande zuzuschlagen. Und das werden sie auch vorerst tun.“
Zeichen der Ohnmacht
Die zunehmenden Raketenangriffe zeigen auch, dass Russland zu Land nicht erfolgreich ist, erläutert ein Experte vom Ukrainischen Zentrum für Sicherheit und Zusammenarbeit in der staatlichen Hörfunkanstalt Ukrajinske radio:
„Laut Serhii Kuzan 'ist man zu offenem und brutalem Terrorismus übergegangen, bei dem mit Raketen versucht wird, die zivile Infrastruktur zu zerstören. ... Dies ist eine Taktik Russlands, das versucht, durch den Abschuss von Raketen eine soziale Krise und Panik in der Bevölkerung auszulösen. Und für den Westen ist es eine Demonstration der Stärke.' ... Gleichzeitig, so der Experte, sind die Aktionen der Russischen Föderation jetzt ein Zeichen ihrer Ohnmacht, wenn die Russen auf dem Schlachtfeld nicht in der Lage sind, einen bedeutenden Vorteil zu erlangen.“
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Putin hat nichts mehr zu verlieren und das macht ihn so gefährlich, schreibt Visão:
„Angesichts des G7-Gipfels und des Nato-Gipfels in Madrid ist Putin wütend und besonders daran interessiert, zu zeigen, wie mächtig sein Arsenal ist und dass er in der Lage ist, jede noch so weit entfernte und friedliche ukrainische Stadt zu treffen. ... Putin ist in einer Phase, in der er nichts mehr zu verlieren hat. Oder zu gewinnen. Er ist gefährlich, rücksichtslos und wird die Tausenden von getöteten Zivilisten nie bereuen. Für ihn sind sie Jahrmarkts-Enten. Die vorsätzliche Zerstörung eines Einkaufszentrums oder eines Wohngebäudes ist keine Kriegshandlung. Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das bestraft werden muss.“
Raketen sind des Kremls Lieblingsreaktion
Die Ukraine-Korrespondentin der Nowaja Gazeta Ewropa Olga Musafirova dekonstruiert die 'Wenn-dann-Logik' Moskaus:
„Ein Beispiel: Hat der Westen der Ukraine langersehnte Waffen geliefert? ... Russland erklärt nun, es habe das Recht, einen Schlag gegen 'Entscheidungszentren' in Kyjiw zu führen. Und trifft einen Wohnblock. ... Es ist ein besonderes Vergnügen, auf die Hauptstadt des '[EU-Beitritts]Kandidaten' einzuschlagen, während man dort noch über den außenpolitischen Erfolg jubelt. ... Aus den beiden Maidan-Protesten hat die russische Führung nichts gelernt. Sie haben sie nicht dazu gebracht, der Sache auf den Grund zu gehen: Sind diese Ukrainer wirklich ein anderes Volk? Sind sie bereit, einen so hohen Preis für die Freiheit zu zahlen?“