Karlspeis für Selenskyj und das ukrainische Volk
Auf seiner Reise durch Europa ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen auch nach Aachen gekommen, um den Karlspreis für Verdienste um die Einheit Europas entgegenzunehmen. Er dankte den Europäern für ihre Unterstützung und bekräftigte erneut den Willen seines Landes, schnellstmöglich EU und Nato beizutreten. Die Laudatio hielt Bundeskanzler Olaf Scholz.
Die EU rückt näher
Aus Aachen kommt die wichtigste Botschaft von Selenskyjs Europareise, urteilt La Repubblica:
„Wenn nämlich Scholz betont, die Ukraine sei 'Teil der europäischen Familie', und an das Beitrittsversprechen erinnert, das er auf der Juni-Reise nach Kyjiw mit Draghi und Macron gab. Bis dahin hatte Berlin auf die Bremse getreten. ... Doch gestern rief Scholz in Erinnerung, 'die Ukraine habe ihre Wahl getroffen: Europa'. Und auf diesem Weg wird Deutschland an ihrer Seite sein. Anders sieht es in der Nato-Frage aus. Auch auf diese pochte Selenskyj in Aachen mit den Worten, 'die Nato-Flaggen werden neben den ukrainischen Flaggen wehen'. Scholz überging sie geflissentlich.“
Mehr als bloße Symbolik
Mit der Auszeichnung zeigt Europa, dass die Ukraine zu ihr gehört, lobt Der Standard:
„Einen Friedenspreis für ein Land, das in einem von Russland geführten Eroberungskrieg um sein Überleben kämpft, das gab es noch nie. Es war ein mehr als nur symbolischer Akt, weil nicht nur ein deutscher Kanzler und der polnische Premier, sondern auch die aus Deutschland stammende EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen uneingeschränkte Unterstützung zusagten. Die Europäer bauen militärische Hilfen stark aus. Die Botschaft an Moskau ist eindeutig: 'Die Ukraine gehört zu uns.' In der Ukraine stehen Freiheit und Frieden des ganzen Kontinents auf dem Spiel, die EU-Staaten kämpfen darum. Auch die Deutschen – aus historischer Verantwortung.“
Ernüchterung ist vorprogrammiert
Selenskyjs Eile könnte noch Schweirigkeiten bringen, kommentiert die Berliner Zeitung:
„Einmal mehr drängte Selenskyj die zuständigen Gremien, die Entscheidung für die Aufnahme der Ukraine in den Kreis der EU vorzuziehen oder am besten sofort vorzunehmen. Nichts könnte die ukrainischen Soldaten an der Front mehr motivieren, lockte Selenskyj. Klar ist: Mit diesem EU-Aufnahmekandidaten wird es schon allein wegen des Tempos noch Probleme geben. Der Geschwindigkeit, die die Ukraine vorlegt, können die Gremien in Brüssel und Straßburg nicht ansatzweise Schritt halten. Die Folge wird Ernüchterung sein, vielleicht auch Enttäuschung. Auf beiden Seiten.“