Drastische SUV-Parkgebühren in Paris: Richtig so?
Wer mit einem SUV in Paris parkt, muss ab Herbst tief in die Tasche greifen. In einem Bürgerentscheid sprach sich die Mehrheit (54,5 Prozent) der Pariser dafür aus, die Parkgebühren für übergroße Autos deutlich anzuheben: Sechs Stunden sollen 225 Euro kosten. Für Anwohner, Handwerker und Pflegedienste gelten Ausnahmen. Das Thema beschäftigt nicht nur Frankreich, wie der Blick in die Kommentarspalten zeigt.
Small wieder beautiful machen
Für Libération will das umstrittene Referendum das Richtige:
„Die Entscheidung, Autos eher nach Gewicht und Größe als nach Kraftstofftyp zu unterscheiden, ist relevant und notwendig. ... Der Marktanteil von Fahrzeugen mit Allrad-Antrieb ist bei den Neuwagenverkäufen zwischen 2010 und 2022 laut Zulassungsdaten der Europäischen Umweltagentur von 12 auf 44 Prozent gestiegen. ... Man kann das vom Pariser Rathaus organisierte Referendum kritisieren, aber das angestrebte Ziel ist das richtige: das Auto in der Stadt seltener zu machen und den Platz, den jedes einzelne Fahrzeug auf der Fahrbahn einnimmt, zu reduzieren. Für das Auto in der Stadt muss small wieder beautiful werden.“
Neid und Inkompetenz sind das falsche Mittel
Seznam Zprávy kritisiert:
„Die Aktion in Paris ging nach hinten los. SUV-Besitzer, meist fleißige Familienväter, werden zu wehrlosen Opfern von inkompetenten, neidischen und feigen grünen Predigern der Automobilfreiheit. ... Andererseits: Der SUV ist zum Symbol der kritischen Verkehrssituation in Großstädten geworden. Ursprünglich waren die Geländefahrzeuge für unbefestigte Straßen auf dem Land gedacht. Mittlerweile nehmen die 'City-Tanks' immer mehr Platz ein, haben tendenziell einen höheren Spritverbrauch, erfreuen sich aber dennoch immer größerer Beliebtheit. In manchen Ländern fällt schon jedes zweite neu zugelassene Auto in die SUV-Kategorie.“
Ausflugsparität zwischen Stadt und Land
Die Welt findet die hohen Parkgebühren okay:
„Denn in Städten sind jedenfalls sehr viele Autos verzichtbar, der ÖPNV ist gut ausgebaut (nicht zuletzt in Paris), und auf dem dort notorisch knappen Straßenraum nehmen SUVs überproportional viel Platz und Abstellflächen in Anspruch. Mithin hat man in Paris ... einfach nur eine Ausflugsparität geschaffen: So wie Städter nicht verlangen können, dass sie auf dem Land ihren ÖPNV-Gewohnheiten ohne Umständlichkeiten oder Mehrkosten treu bleiben können, so können Nicht-Pariser nicht verlangen, dass sie in der Großstadt ohne Umständlichkeiten oder Mehrkosten ihre Auto-Gewohnheiten pflegen können.“
Nicht nur einzelne Gruppen bestrafen
Verhältnismäßigkeit ist ein wichtiges Schlüsselwort, so Der Standard:
„Nur mit dem Finger auf die SUV-Fahrer zu zeigen genügt nicht. Klimapolitik kann nicht darin bestehen, auf billige Weise einzelne Bevölkerungskategorien ins Visier zu nehmen. Wir müssen alle zur Klimapolitik beitragen, verhältnismäßig und selbstverantwortlich. Verantwortlich zu handeln heißt aber auch, sich dessen bewusst zu werden, was man mit dem Kauf eines 'Geländewagens' bewirkt. Und dieses Bewusstsein steigt unweigerlich, wenn man wie in Paris für einen Nachmittag SUV-Parken 225 Euro einzuwerfen hat.“
Europa muss Autobauer zur Mäßigung bringen
Die Maßnahmen gegen SUVs ergänzen andere sinnvolle Schritte, findet De Standaard:
„Mehrere Städte haben in den vergangenen Jahren in Infrastruktur investiert, um verschmutzende Autos aus der Stadt zu bekommen. Die Maßnahmen waren sozial umstritten: Nicht jeder kann sich ein emissionsarmes Auto leisten. Aber sie waren effektiv: Die Luftqualität wurde besser, und, ebenso wichtig, die Autohersteller investierten in sauberere Motoren. Das Vorgehen gegen SUVs trifft nun die reicheren Autobesitzer. Das Ziel ist dasselbe. Die Auswirkungen dieser Autos auf die Umwelt sind zu groß, gerade jetzt, wo der CO2-Ausstoß sinken muss. Europa kann dabei helfen, die Autobauer dazu zu bringen, Größe und Gewicht der Wagen zu reduzieren.“