Irlands Premier überraschend zurückgetreten
Leo Varadkar hat am Mittwoch seinen Rücktritt als irischer Taoiseach und Chef der Regierungspartei Fine Gael erklärt. Er sei er nicht mehr die richtige Person für das Amt, sagte der 45-Jährige. Sowohl private als auch berufliche Überlegungen hätten zu seiner Entscheidung geführt. Kommentatoren vermuten vor allem politische Misserfolge dahinter.
Zu viel Versagen, zu wenig Fortschritt
Varadkar hat wichtige Probleme verkannt, so The Irish Times:
„Das Versäumnis der Regierung, die Wohnraumkrise anzugehen, ist ihr größtes Versagen. Die Rekordobdachlosigkeit ist ein Schandfleck für diese Regierung und für diesen Staat. ... Fortschritte im Gesundheitswesen wurden nur langsam und lückenhaft errungen und wir warten noch immer auf eine gründliche Untersuchung der Reaktion auf Covid. Auch wenn die genauen Gründe – und der genaue Zeitpunkt – für sein Ausscheiden unklar sind, geht Varadkar nicht, weil alles so gut läuft. ... Er verlässt eine Partei, die vor schwierigen Europa- und Kommunalwahlen steht, zu einem Zeitpunkt, an dem ihre Moral niedrig und ihre Wahlaussichten unsicher sind.“
Seine Tage waren ohnehin gezählt
Varadkar hat insbesondere beim Thema Einwanderung versagt, meint The Spectator:
„Varadkars Regierung wies die Bedenken der Menschen mit Plattitüden, die an Irlands 'Mitgefühl' appellierten und sperrigen Worten zu 'internationalen Verpflichtungen' zurück. Das katapultierte Einwanderung von einem Randthema zum Thema Nummer eins und verwandelte eine einst folgsame irische Öffentlichkeit zu reflexartigen Skeptikern. Gestern [Dienstag] schien der Stein ins Rollen zu kommen, als zehn Abgeordnete von Varadkars Partei Fine Gael ankündigten, dass sie bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten würden. ... Varadkar ist gegangen, bevor er gegangen wurde. “