Überraschend friedlicher Wandel
Das Unverhoffte ist endlich eingetreten, jubelt Avvenire:
„Bis vor drei Tagen hätte niemand geglaubt, dass Bangladesch einen so radikalen Wandel erleben könnte: ein Land zwischen Militärdiktaturen und absoluten Machthabern, zwischen dem Stolz auf seine Ursprünge – der immer gepflegt, aber manchmal verraten wurde – und der Unfähigkeit, sich von einer autokratischen Macht zu lösen. ... Es war ein echter Machtwechsel, der nach blutigen Auseinandersetzungen schließlich friedlich verlief, und – wenn es keine plötzlichen Wendungen gibt – dem Verdienst des Militärs und dem Willen des Volkes zu verdanken ist. Sie haben in einem Friedensnobelpreisträger die Gewährsfigur erkannt, die allein den notwendigen Wandel zumindest anfangs begleiten und leiten könnte.“
Warum das auch Europa angeht
Was in Bangladesch passiert, sollte auch den Westen interessieren, schreibt die Süddeutsche Zeitung:
„In Bangladeschs Fabriken haben Millionen Niedriglohnkräfte günstig Kleidung für den reichen Norden dieser Welt zusammengenäht. ... Der Abschwung in der Textilwirtschaft seit der Pandemie war allerdings auch einer der Treiber für die aktuellen Proteste, denn die steigende Arbeitslosigkeit heizt die Wut an auf die Beschäftigungsquoten im öffentlichen Dienst, die den Nachkommen von Freiheitskämpfern [des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan 1971] zugute kommen. In einer globalisierten Gesellschaft hängt alles zusammen, die Fast Fashion, die in Europa verkauft wird, mit dem Arbeitsmarkt in Bangladesch und einer Premierministerin auf der Flucht.“
Gefährliches Machtvakuum
Ob Bangladesch eine demokratische Zukunft hat, bleibt fraglich, so The Economist:
„Auch weil unklar ist, wer das Vakuum füllen wird, das Hasinas plötzlicher Abgang hinterlassen hat. Ihre Partei, die Awami League (AL), ist diskreditiert. Khaleda Zia, die Vorsitzende der Bangladesh Nationalist Party (BNP) ist 78 Jahre alt und krank. ... Die autoritäre Herrschaft der ehemaligen Premierministerin verhinderte auch das Aufkommen neuer, liberalerer Kräfte. Islamistische Parteien, die in den letzten Jahren an Macht gewonnen haben, könnten versuchen, diese Lücke zu füllen. Die Herausforderung ist umso größer, als Bangladesch heute ein geopolitisches Schlachtfeld zwischen China, Indien und dem Westen ist.“
Demokratie funktioniert nur mit jungen Menschen
Die Studierenden, die seit Wochen auf die Straßen gegangen sind, dürfen jetzt nicht übergangen werden, fordert De Volkskrant:
„Die Sorgen über die Wiederherstellung der Demokratie in Bangladesch sind gerechtfertigt, angesichts der jüngsten Erfahrung in Ländern, wo eine Regierung durch Jugendproteste gestürzt wurde. ... Es ist hoffnungsvoll, dass die Jugend, wo auch immer in der Welt, ihre Stimme hören lässt und sich mobilisiert, um mit alten, korrupten und nicht-inklusiven politischen Systemen zu brechen. Doch jetzt müssen sie auch am Übergang zur Demokratie beteiligt werden.“