Steinmeier bittet in Griechenland um Vergebung
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat für drei Tage Griechenland besucht und um Entschuldigung für die NS-Verbrechen gebeten. "Ich bitte Sie, die Überlebenden und Nachfahren, um Vergebung für die schweren Verbrechen, die Deutsche hier verübt haben", sagte er auf Kreta im Dorf Kandanos, das 1941 von der Wehrmacht vollständig ausgelöscht wurde. Die Reparationsfrage halte Deutschland jedoch für völkerrechtlich abgeschlossen.
Mehr als Floskeln nötig
Athen bemüht sich nicht ernsthaft um Reparationen, kritisiert das Webportal News247:
„Acht Jahrzehnte sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen. Das besiegte Deutschland wurde wiederaufgebaut und wuchs zu einer wirtschaftlichen Supermacht, aber seine Verantwortung für die Zerstörungen, die es in den besetzten Ländern angerichtet hat, wurde nie aufgearbeitet. Deutschland glaubt, dass eine Art Verjährung eingetreten ist. ... Die griechischen Regierungen haben im Laufe der Zeit 'das Thema angesprochen'. Die Staatspräsidentin und der Premier haben dies auch jetzt getan. Sie haben es eher als eine formale Verpflichtung getan und nicht, weil sie hoffen, dass sich etwas ändert. Sie sind sich der kategorischen Ablehnung Deutschlands bewusst und begnügen sich mit Worten.“
Wir betteln nicht, wir fordern
Deutschland muss endlich zahlen, fordert der Chefredakteur der lokalen Tageszeitung Haniotika Nea, Paraskevas Perakis:
„Natürlich ist Steinmeiers Anwesenheit im Märtyrerdorf Kandanos eine symbolträchtige Geste, aber sie reicht nicht aus, um die offene Wunde zwischen den beiden Völkern zu schließen. ... Wenn Deutschland nicht aufhört, zu behaupten, dass es durch das Londoner Abkommen von 1953 die an Griechenland geschuldeten Reparationen 'erlassen' bekommen hat und nicht die sofortige Zahlung vornimmt, dann macht es sich lustig über uns. ... Wir betteln nicht, wir fordern. Im Gedenken an unsere Vorfahren, im Namen der Generationen, die gekämpft haben, um Griechenland aus den Ruinen und unzähligen Gräben, die das 'Dritte Reich' hinterlassen hat, wieder aufzubauen.“
Neubeginn statt alter Rechnungen
Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung haben Reparationsfragen in einem geeinten Europa keinen Platz mehr:
„Wer heute noch in Zahlungsforderungen für historisches Unrecht denkt, der müsste im Übrigen auch mit Gegenforderungen leben. Nein, man soll nicht aufrechnen. Aber auch Verbrechen an Deutschen bleiben Verbrechen. Die Vertreibung und Ermordung von Millionen, der Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung, die Misshandlung von Kriegsgefangenen und der Verlust eines Viertels des Staatsgebiets – auch das lässt sich nicht beziffern. Die europäische Einigung steht nicht für einen Schlussstrich. Wohl aber für einen gemeinsamen Neubeginn, der nicht aus dem ständigen Hochhalten verblichener Rechnungen besteht.“