Syrien: Rebellen nehmen Großstadt Hama ein
Eine Woche nach ihrem überraschenden Einmarsch in Aleppo haben Rebellengruppen nach kurzem Kampf die syrische Armee auch aus dem 130 Kilometer südlich gelegenen Hama verdrängt. Die viertgrößte Stadt des Landes stand während des Bürgerkriegs seit 2011 immer unter Kontrolle des Assad-Regimes, das Kommentatoren zufolge nun zunehmend in die Enge getrieben wird.
Historische Hochburg der Assad-Gegner
Mit der Einnahme von Hama wird es eng für Assad, prophezeit Avvenire:
„Die 'Rebellenstadt', die nun wieder in der Hand der Aufständischen ist, verzeichnete - je nach Schätzung - zwischen 10.000 und 40.000 Tote nach 27 Tagen Flächenbombardierung, die [1982 Baschar al-Assads Vater und Vorgänger] Hafiz al-Assad befohlen hatte, um die 'Höhle' der Sunniten zu 'verbrannter Erde' zu machen ... Wenn Hama das historische Zentrum des Aufstands gegen das Assad-Regime ist, so könnte ein Vorstoß von 40 Kilometern in Richtung Süden nach Homs - das 2011 das Epizentrum der hart unterdrückten Demonstrationen während des Bürgerkriegs war - ein fast tödlicher Schlag für das Regime sein.“
Zieht die Rebellenarmee weiter gegen Israel?
Der in Israel lebende Politologe Abbas Galliamow befürchtet auf Facebook, dass Damaskus nicht das Endziel der Rebellen bleibt:
„Die derzeit den syrischen Diktator bekämpfende bunt zusammengewürfelte Koalition vor internen Konflikten und dem Zerfall zu bewahren, sobald sie gewonnen und die Macht übernommen haben - das wird nur durch eine Expansion nach außen möglich sein. Sofern Erdoğan die Möglichkeit hat, die Situation zu beeinflussen, könnte er durchaus versuchen, diese Expansion zu organisieren - und, nicht ausgeschlossen, gegen Israel. Lesen Sie nur mal, was er im letzten Jahr alles gesagt hat. Ermutigt durch das Tempo, mit der sie Assads Armee und die Reste der Hisbollah so schnell besiegt haben, könnten die von Ankara gelenkten syrischen Oppositionellen 'Palästina befreien' wollen.“
Russland verliert an Boden
Moskaus Ruf hat in Syrien einen schweren Schlag erlitten, stellt Dserkalo Tyschnja fest:
„Im Nahen Osten wird Schwäche verachtet. Die beschämende Flucht der Russen aus Aleppo (sowie Gerüchte über die Evakuierung ihres militärischen und diplomatischen Personals aus Damaskus) ruinierte innerhalb von zwei Tagen das Image der respektierlichen Macht, das Moskau seit zehn Jahren in der Region kultiviert hat. In den iranischen sozialen Medien wird sogar von einem 'Verrat' seitens Russlands gesprochen. Sollte Teherans Rolle bei der Rettung des Regimes von Baschar al-Assad 'am Boden' offensichtlicher werden, wird es nach dem Ende der aktiven Kampfphase in Syrien zu einer weiteren Umverteilung mancher wirtschaftlich attraktiven Einflusssphären zu seinen Gunsten kommen.“