Gaza: Trump schlägt Umsiedlung der Bevölkerung vor

Donald Trump hat vorgeschlagen, einen Großteil der Bewohner des Gazastreifens nach Jordanien und Ägypten umzusiedeln, wo sie "zur Abwechslung in Frieden leben" könnten. Beide Länder lehnten die Idee umgehend ab, Zustimmung kam aus rechtsextremen Kreisen in Israel. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warnte vor einer möglichen Vertreibung der Einwohner des schwer zerstörten Küstenstreifens.

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The Independent (GB) /

Gefährliche Ignoranz

Trumps Vorschlag entlarvt dessen Unkenntnis über die desaströsen Folgen der Vertreibung der Palästinenser, so The Independent:

„Der Libanon und Jordanien waren über Jahrzehnte mit Instabilität, Bürgerkrieg und bewaffneten Aufständen konfrontiert, als palästinensische Gruppen für die Verdrängung Israels und die Rückkehr in ihre Heimat kämpften. ... Jordanien und Ägypten werden über Trumps jüngste Äußerungen entsetzt sein. ... Der Gazastreifen und das Westjordanland wurden immer als Gebiete betrachtet, in denen ein zukünftiger palästinensischer Staat errichtet werden könnte. Indem Trump das Konzept einer vorübergehenden oder dauerhaften Ansiedlung von Palästinensern in Jordanien oder Ägypten befürwortet, riskiert er, eine Politik der 'ethnischen Säuberung' zu unterstützen.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Die Denke eines Baulöwen

Für die Süddeutsche Zeitung belegen Trumps Überlegungen dessen enge Sichtweise auf komplexe Probleme:

„Auch wenn er die Welt durch seinen Einsatz für eine Waffenruhe überrascht hat, auch wenn ihm für seine härtere Gangart in Bezug auf Israels Premier Netanjahu sogar Kritiker applaudierten – ein Mann, der so etwas wie eine von festen Werten und längerfristigen Strategien geleitete Außenpolitik verfolgt, ist er deshalb nicht geworden. Schon sein Plan zur Lösung des Nahostkonflikts in seiner ersten Amtszeit war mit dem Blick eines Immobilienhais geschrieben. Und auch jetzt betrachtet Trump den Küstenstreifen wie ein Baumagnat. Dass dieser Mann die Großkonflikte des Planeten mit schnellen und guten Deals regeln wird, darauf sollte sich die Welt besser nicht verlassen.“

Abbas Galliamow (RU) /

Eine bessere Idee als alle vorherigen

Der in Israel lebende Politologe Abbas Galliamow hält auf Facebook den Vorschlag für einen unkonventionellen, aber produktiven Ansatz:

„Ich sage nicht, dass dies eine gute Lösung ist, aber ich schließe nicht aus, dass sie am Ende besser sein könnte als andere. Denn alles, was bisher versucht wurde – israelische Besatzung, Segregation und Israels vollständiger Rückzug aus dem Sektor – hat sehr schlecht funktioniert. Man braucht sich nur die Ruinen anzusehen, in denen Gaza jetzt liegt, um das zu erkennen. Manchmal ist es produktiv, das etablierte Paradigma zu verlassen und die Situation von außen – ohne Scheuklappen – zu betrachten. Dank Trumps Sieg geschieht genau das mit dem politischen System in den USA und im Westen.“