Kritik am neuen Mindestlohn in Rumänien
Rumäniens neue linksliberale Regierungskoalition erhöht als eine ihrer ersten Maßnahmen den Mindestlohn. Er soll zum 1. Februar auf umgerechnet rund 315 Euro brutto steigen. Die rumänische Presse zeigt sich von dem Geldgeschenk für die Arbeitnehmer alles andere als überzeugt.
Löhne und Produktivität untrennbar verbunden
Dass die Rechnung zum neuen Mindestlohn am Ende nicht aufgeht, fürchtet Revista 22:
„Das größte Risiko ist, dass die Wirtschaft aus den Fugen gerät, auch weil die Logik der Zahlen die reale Entwicklung verkennt: Man kann keine Wohlstandsspritze geben, wenn die Produktivität nicht steigt. Wenn wir uns mit anderen Ländern vergleichen, die höhere Mindest- oder Durchschnittslöhne haben, müssen wir auch das BIP pro Einwohner heranziehen, das den Wohlstand einer Nation misst. ... Wir werden einen Durchschnittslohn von 8.400 Euro im Jahr haben, während das BIP pro Kopf für 2016 bei 8.534 Euro liegt! Dieses interessante Zahlenspiel offenbart das Limit, bis zu dem eine Wirtschaft die Gehälter forcieren kann, während sie gleichzeitig die Produktivität ignoriert.“
Vermeintliches Geldgeschenk ist riskant
Auch Ziare zeigt sich skeptisch und fürchtet, dass der neue Mindestlohn zu einem Rohrkrepierer werden könnte:
„Wir sollten nicht glauben, dass die Unternehmer die Kosten für diese Lohnerhöhung durch ihre Gewinne finanzieren werden. Das gilt nicht nur für die multinationalen Konzerne, die 'das Volk bis aufs Blut aussaugen', sondern für jede kleine Firma, deren Betreiber im Prinzip zwei Möglichkeiten hat: Entweder er entlässt Mitarbeiter oder er überträgt die Kosten der Lohnerhöhung auf die Preise. ... Es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass dieses Geldgeschenk der Regierung besonders in schwachen Regionen die Arbeitslosigkeit ansteigen lässt und die Kaufkraft durch die kumulierte Wirkung von Teuerungen zersetzt.“