Konfrontation zwischen Iran und Israel
UN-Generalsekretär Guterres hat zu einem sofortigen Ende der Feindseligkeiten zwischen Iran und Israel aufgerufen. Israels Luftwaffe hatte in der Nacht zu Donnerstag iranische Stellungen in Syrien bombardiert, nachdem von dort aus israelische Grenzposten auf den Golanhöhen angegriffen worden sein sollen. Kommentatoren kritisieren die Zurückhaltung Europas in dem Konflikt.
Allein Israel reagiert mit Weitsicht
Israel hat als einziger internationaler Akteur verstanden, wie mit dem Iran umzugehen ist, meint die Tageszeitung Die Welt:
„Hätten sich die Europäer seit der Unterzeichnung dieses Vertrags [des Atomabkommens] Gedanken gemacht, wie auf das aggressive Ausgreifen des Iran im Nahen Osten zu antworten ist, hätten sie US-Präsident Donald Trump das Leben schwerer gemacht, nun alle Vereinbarungen vom Tisch zu fegen. Dafür rufen sie jetzt zur allgemeinen Deeskalation auf, ohne einzugestehen, dass Israel mit seinem so nüchtern durchdachten wie umfassenden Militärschlag zur wahren Deeskalation beiträgt. Es hat dafür gesorgt, das iranische Terrorregime und seine Schergen zu schwächen. ... Hätte Europa ein Gespür für die Gefahren und die Lage vor Ort, würde ihm dämmern, dass Israel damit auch europäischen Interessen dient. Dazu braucht man aber Weitsicht, die in Europa fehlt.“
Für Europa ist die Eskalation ein Desaster
In Sachen Iran ist die EU auf der außenpolitischen Bühne außen vor, analysiert die Wiener Zeitung:
„Die jüngsten Entwicklungen sind für Europa, das dringend Stabilität in seiner Nachbarschaft bräuchte, ein Desaster. Trump schlägt die Warnungen der Alliierten aus Paris, Berlin und sogar London vor den Konsequenzen der Aufkündigung des Atomdeals einfach in den Wind, und Netanjahu berät sich lieber mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau als mit den Europäern, bevor er seine Bomber aufsteigen lässt. Es wird Zeit, dass die EU außenpolitisch endlich wieder handlungsfähig wird.“
Angriffe kommen nicht überraschend
Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran verwundern Evenimentul Zilei nicht:
„Die Präsenz von immer mehr Elitesoldaten der iranischen Revolutionsgarden in Syrien sowie von zahlreichen anderen iranischen und pro-iranischen Streitkräften, der libanesischen Hisbollah und einigen lokalen alawitischen Milizen hat die Nervosität in Israel steigen lassen. ... Aber auch umgekehrt, hat sich der Iran jetzt von einigen Beschränkungen befreit gefühlt, die er durch das Atomabkommen in den Beziehungen mit den USA hatte, so dass jetzt Israel und vor allem die Golanhöhen zu legitimen Ziel wurden. Von hier aus war es nur noch ein winziger Schritt hin zu gegenseitigen Angriffen.“
Noch nie war die Situation so kritisch
Die Nahostexpertin Agnieszka Zagner warnt in ihrem Blog auf Polityka.pl vor einer Eskalation im Nahen Osten:
„Der Stellvertreterkrieg in Syrien kann zu einem offenen Krieg werden. Die Gefahr eines direkten Konfliktes ist wahrscheinlicher als jemals zuvor. ... Es gibt Stimmen, die sagen, dass Trump Israel grünes Licht für das Gefecht mit dem Iran gegeben hat, indem er sich aus dem Deal mit dem Iran zurückzog, was Teil eines größeren Plans sein könnte. Und das könnte bedeuten, dass es nicht bei einem einzigen Vorfall bleibt. Und das wäre die wirklich schlechte Nachricht. Und zwar für alle.“