US-Medien wehren sich gegen Trump
Medien aus den ganzen USA wehren sich in einer konzertierten Aktion gegen die Angriffe von Präsident Donald Trump. Auf Initiative des Boston Globe bezogen rund 350 Zeitungen in ihren Leitartikeln Position gegen den Vorwurf, "Fake News" zu verbreiten. Journalisten in Europa solidarisieren sich mit der Aktion, allerdings nicht immer ohne kritische Anmerkungen.
Warnung für Europa
Europa sollte genau hinschauen, welchen Weg Trump für die USA eingeschlagen hat, mahnt El País:
„Mit dieser Aktion machen die Medien auf etwas aufmerksam, was wir auch in Europa beachten sollten, wo mehrere Regierungen das Abdriften des US-Präsidenten positiv bewerten. Populismus und Sensationsgier sind zwei Seiten derselben Medaille, die beide am Ende die Demokratie zerstören können. Präsident Trump will die USA mit den Mächten der Finsternis vereinen, indem er mit autoritären Regimen nachgiebig umgeht und das Amerika von Lincoln, Jefferson, Roosevelt und Obama in ein nostalgisches Relikt vergangener Zeiten verwandelt.“
Feindbild Presse immer verbreiteter
Um die Demokratie in den USA sorgt sich auch Cyprus Mail:
„Das was Trump tut, nämlich die Nachrichtenorganisationen systematisch zu untergraben und sie als 'Feinde des amerikanischen Volkes' zu bezeichnen, ist ein schlechter Dienst für die lange Tradition der freien Rede und der Demokratie in den USA, zu der die freie Presse einen großen Beitrag geleistet hat. Am besorgniserregendsten ist, dass 51 Prozent der [Anhänger der] Republikaner die Medien heute tatsächlich als Feind des amerikanischen Volkes betrachten, was darauf hindeutet, dass Trumps Fake-News-Ausbrüche Wirkung zeigen. Dies wird ihn ermutigen, mit derselben Taktik fortzufahren, ungeachtet der Leitartikel in den US-Medien, die die Redefreiheit verteidigen.“
Selbstkritik der Medien wäre angebracht
Für den US-Korrespondenten von Delo, Sebastijan Kopušar, haben sich die Medien ihre Schwierigkeiten zum Teil selbst eingebrockt:
„In der giftigen Wortwahl Trumps steckt ein Funken Wahrheit, schließlich haben die Medien anfangs seine Kampagne aufgebauscht, nach dem Motto: Es ist vielleicht nicht gut für Amerika, aber für die Zuschauerzahlen. Jetzt halten sie ihre Verachtung für den Neuen im Weißen Haus kaum zurück. Die US-Demokratie ist wohl stark genug, um Trump zu überleben. Doch seine Angriffe gegen die Medien sind umso gefährlicher, als dass sie mit einer Krise der Presse zusammenfallen. Zeitungshäuser in den USA schließen ihre Türen und entlassen Journalisten - was Wasser auf die Mühlen der Machthaber ist.“
Nicht im Grabenkrieg verschanzen
Skeptisch ist angesichts des Medienprotestes auch Berlingske und warnt vor verbalen Schützengräben:
„Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar und verständlich, dass eine ganze Reihe von amerikanischen Zeitungen ihren Protest in Leitartikeln formuliert haben, in denen sie sich dagegen wehren, dass Trump die Medien unter Generalverdacht stellt. Auf der anderen Seite sollte die Presse nicht der Verlockung nachgeben, sich in einem Grabenkrieg gegen Trump zu verschanzen, was einige amerikanische Medien leider getan haben. Berlingske schreibt diesen Leitartikel deshalb nicht als Teil einer kollektiven Aktion, sondern weil die Angriffe des Präsidenten auf die Presse ein solches Ausmaß angenommen haben, dass man sich an dieser prominenten Stelle damit beschäftigen muss.“