Ist eine Fleisch-Steuer sinnvoll?
Agrarexperten von SPD und Grünen sowie der Deutsche Tierschutzbund haben eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte gefordert. Momentan liegt diese in Deutschland bei sieben Prozent. Unter anderem die Parteispitzen und die Bundeslandwirtschaftsministerin erteilten dem Vorstoß eine Absage. Doch in Europas Medien ist die Debatte längst entfacht.
Der Fehler liegt im System
Eine Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch wäre lediglich Herumdoktern am Detail, kritisiert tagesschau.de:
„Das große Ganze ist in diesem Fall die Agrarpolitik der Europäischen Union, die gerade wieder reformiert werden soll. Sechs Milliarden Euro fließen jedes Jahr aus dem Europatopf nach Deutschland. ... Doch was damit subventioniert wird, ist eben nicht die nachhaltige Landwirtschaft. Wer viele Hektar hat, der bekommt viel. Das ist ein Fehler im System. Die Politik müsste kleinere und mittlere Betriebe belohnen, nicht die Industrieanlagen. ... Sie müsste auch viel stärker als bisher umweltschützende Bewirtschaftung belohnen. Die Folge wäre weniger Fleisch. Bei gleich bleibender Nachfrage wäre auch dieses Fleisch dann teurer, aber eben nicht von vornherein subventioniert. Nötig wäre also ein Systemwechsel.“
Linke entfesselt Klassenkampf gegen Arme
Für Echo24 grenzt die Idee einer Fleischsteuer ans Lächerliche:
„Eine Kuh ist ein Verbrecher mit einem unnötig großen CO2-Fußabdruck. Eine gewöhnliche Kuh soll drei Tonnen Treibhausgase produzieren, während auf einen erwachsenen Menschen nur zwei Tonnen fallen. Da wird klar, dass auf der Welt kein Platz für Kühe und Schweine ist. ... Eine Verteuerung von Fleisch aus politischen Gründen würde vor allem ärmere Schichten treffen. Für reiche Leute - im Westen oft grüne Wähler - wird ein teures Steak kein Problem sein, ebenso wenig wie teures Benzin, Strom oder Flugtickets. Es klingt unglaublich: Im Kampf um die Rettung des Planeten entfesselt die neue Linke einen weiteren Klassenkampf und führt ihn gegen die Armen an.“
Ernährungsumstellung jetzt
In seinem neuen Bericht unterstreicht der Weltklimarat die Notwendigkeit einer schnellen Ernährungsumstellung. Das müssen wir ernst nehmen, drängt Libération:
„Je mehr Zeit vergeht, je mehr alarmierende Berichte sich anhäufen, desto bewusster wird uns, dass unsere Zukunft von einem echten gesellschaftlichen Wandel abhängt, der jetzt einzuleiten ist. Es geht nicht nur darum, statt dem Auto das Fahrrad zu nehmen oder statt dem Flugzeug den Zug, sondern darum, unseren Alltag neu zu denken, in dem die Ernährung eine zentrale Rolle spielt. Kurze Lieferketten bevorzugen, Hülsenfrüchte und saisonales Obst und Gemüse wählen, uns also an die Jahreszeiten und unsere unmittelbare Umgebung anpassen - was uns nicht schaden dürfte.“