Werden sich Trump und Rohani treffen?
Nach dem G7-Gipfel scheint ein Treffen zwischen den Präsidenten des Iran und der USA möglich. Donald Trump zeigte sich offen dafür, mit Rohani im Atomstreit zu verhandeln. G7-Gastgeber Macron, der Irans Außenminister überraschend nach Biarritz eingeladen hatte, reklamierte dies als seinen Erfolg. Die Presse fragt sich nun, ob ein solches Gipfeltreffen den Atomstreit wirklich beilegen kann.
Iranischer Präsident geht Risiko ein
Vielleicht ist die Chance, das Atomabkommen zu retten, größer, als die Öffentlichkeit denkt, spekuliert Helsingin Sanomat:
„Wenn das Treffen zustande kommt, wäre es das erste Treffen der Staatsführer der beiden Länder seit der Islamischen Revolution 1979. ... Interessant dabei ist, dass es im Iran einflussreiche Gegner solcher Kontakte gibt, wie beispielsweise der religiöse Führer des Landes, sowie die Revolutionsgarde, die eine harte Linie vertritt. Für den iranischen Präsidenten ist das Treffen ein Risiko, er muss daher gute Gründe dafür haben. Vielleicht wurde im Rahmen der Diplomatie hinter den Kulissen, an der unter anderem auch Frankreich und Japan beteiligt sind, ein Weg gefunden, das Atomabkommen mit Iran zu retten, so dass die Sanktionen, die auf dem Land lasten, gelockert werden können.“
Jede noch so kleine Chance nutzen
Zumindest einen schnellen Erfolg wird es wohl nicht geben, stellt die Süddeutsche Zeitung nüchtern fest:
„Trump ist kein Freund komplexer Verhandlungen, die kaum vor Ende seiner Amtszeit zum Abschluss zu bringen wären. Die beiden Gipfel Trumps mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un haben inhaltlich nicht mehr erbracht als eine dünne, unverbindliche Erklärung, deren Inhalt beide Seiten konträr interpretieren. ... Ein Scheitern eines Gipfels zwischen Trump und Rohani hätte mutmaßlich schwerwiegende Folgen. Doch das kann noch nicht heißen, das Risiko nicht einzugehen. Ohne neue Anläufe, zu vermitteln, wird die Eskalation weitergehen, die Gefahr von Missverständnissen und eines Krieges wird wachsen. “
Iran wird Trumps Spiel mitspielen
Gazeta Wyborcza hält Trumps Annäherungsversuche für eine Farce:
„Trump startet eine Reality-Show unter dem Motto 'Great New Deal', die dem Iran das Atomprogramm und die Raketen vorenthält und den schiitischen Milizen in der Region die Unterstützung wegnimmt. Wie schon in Nordkorea wird es nicht gelingen, ein solches Abkommen auszuhandeln, aber die Gipfeltreffen dienen als Propaganda. ... Die Iraner hoffen darauf, dass Trump die Wahl verlieren wird und eine von den Demokraten gestellte Regierung zum alten Abkommen zurückkehren wird. ... Vielleicht entscheiden sie deshalb, dass es sich lohnt, Trumps Spiel mitzuspielen: Sie werden mit Trump verhandeln, die Angriffe auf Tankschiffe im Golf von Oman stoppen, die Eskalation rund um das Atomprogramm stoppen - und mit internationaler Hilfe ein Jahr lang durchhalten.“
Teheran sendet die falschen Signale
Solange der Iran andere Länder militärisch bedroht, wird es kein neues Abkommen geben, ist The Daily Telegraph überzeugt:
„Kritiker von Donald Trump behaupten gerne, der US-Präsident strebe eine militärische Konfrontation mit dem Iran an. Er ist aber vor allem deshalb aus dem Atom-Deal ausgestiegen, weil er Teheran an den Verhandlungstisch zurückbringen will, um ein neues Abkommen zu schließen. Dieses soll sich sowohl mit Irans immer aggressiverem Vorgehen im Nahen Osten als auch mit seinen nuklearen Ambitionen befassen. Wenn also Teheran sein kriegerisches Verhalten gegenüber Israel und anderen wichtigen Verbündeten des Westens in der Region, wie Saudi-Arabien, beibehält, wird die Trump-Regierung wohl kaum zu dem Schluss kommen, dass die Umstände für eine Weiterführung der Gespräche günstig sind.“