Österreich: Ist Lockerung des Lockdown zu früh?
Österreichs Regierung will in der kommenden Woche die schrittweise Lockerung des Lockdown beginnen: Unter Auflagen können zunächst kleinere Geschäfte und Handwerksbetriebe öffnen, ab Mai sollen weitere folgen. Während einige Medien vor diesem Schritt warnen, halten ihn andere für das Ergebnis verantwortungsvoller Politik.
Voreilige Entspannung hat ihren Preis
Vor den Konsequenzen eines zu schnellen Übergangs zur Normalität warnt Der Standard:
„Wer rasch und rigoros durchgesetzte Einschränkungen des täglichen Lebens als obrigkeitsstaatliche Attitüde oder wirtschaftsschädliche 'Massenhysterie' beklagt, der darf sich nicht davor drücken, den Gedanken zum bitteren Ende zu führen. Kritik an der übermäßigen Härte wäre dann stichhaltig, wenn man davon ausgeht, dass die Corona-Pandemie weniger bedrohlich ist, als die Regierung es darstellt. Das widerspricht aber der Einschätzung der Expertenschaft. Nimmt man die Fachleute hingegen ernst, dann ergibt sich daraus, dass jede voreilige Lockerung ihren Preis hat - und der wird in zusätzlichen Toten berechnet.“
Von den Gefahren des Alleingangs
Österreich ist keine Insel, kritisiert De Morgen das Vorgehen der Regierung in Wien:
„Die Österreicher schaffen Klarheit. Aber man kann sich fragen, ob es klug ist, dass jedes Land im Alleingang vorgeht. Alle EU-Mitglieder sollten sich zumindest über dieselben Prinzipien einig sein. Wenn nicht, dann droht das Coronavirus schneller wieder auf die Reise zu gehen als die Europäer selbst. Um das zu verhindern, folgen wir am besten einem konjunkturellen Ansatz. Erleichterung und Verschärfung von Restriktionen würden dann parallel zu den Bewegungen des Virus verlaufen, seinem Rückgang oder einer möglichen neuen Zunahme.“
Ergebnis verantwortungsvollen Handelns
Der Kampf der österreichischen Regierung gegen die Krise ist vorbildlich, lobt ihrerseits die Tageszeitung Die Welt:
„In Österreich wird klar kommuniziert, der Zickzackkurs eines Robert-Koch-Instituts, beispielsweise in der Frage über den Sinn eines Mundschutzes, existiert bei Österreichs Gesundheitsbehörden nicht. Kanzler Kurz und seine exzellenten Berater verkörpern große Entschlossenheit, Entscheidungskraft und Klarheit. Kurz & Co. treten seit Tagen möglichst nur noch mit Mundschutz und oft hinter Plexiglas auf, das ist vorbildlich. ... Stichproben unter gesunden Bürgern, um Erkenntnisse über versteckte Infektionen zu gewinnen - in Österreich bereits erfolgt und ausgewertet. ... Wer so verantwortungsvoll handelt, kann Beschränkungen wieder sukzessive lockern und die Wirtschaft langsam wieder hochfahren.“