Corona-Winter: Wie warm müssen wir uns anziehen?
In einem Monat beginnt der meteorologische Herbst. Weil kühle, feuchte Bedingungen, wie sie auch in Schlachthöfen herrschen, die Ausbreitung des Coronavirus nach aktuellem Wissensstand begünstigen, befürchten Experten einen starken Anstieg der Fallzahlen. Kommentatoren drängen, dass sich Europa darauf mental und mit konkreten Maßnahmen vorbereiten muss.
Im Kopf bereit sein
Journalist Pedro Ivo Carvalho schreibt in Jornal de Notícias, dass es wichtig sei, sich gedanklich auf das Schlimmste gefasst zu machen:
„Der Staat hat einen beträchtlichen Teil des Landes gerettet, aber der Sauerstoff geht zur Neige. Und der Winter kommt. Und mit ihm die saisonale Grippe und die zunehmend sichere Gefahr einer zweiten Pandemiewelle. ... Das Gefühl der Normalisierung, das uns durch die Aufhebung der Ausgangssperre gegeben wurde, sollte unseren Sinn für Kompromisse nicht absterben lassen. Der Kampf ist alltäglich und spiegelt sich in kleinen Handlungen, Gesten und Sorgfalt wider. Wir müssen auf das vorbereitet sein, was kommt, auch wenn wir nicht wissen, was uns erwartet. Denn ich bin mir nicht sicher, dass wir, wenn wir wieder gezwungen sind, alles zu stoppen, dies dann auch wollen oder können.“
Großbritannien braucht einen Winter-Beauftragten
Die britische Regierung braucht einen Koordinator, um die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können, meint The Spectator:
„Es kann sein, dass sich die Regierung im kommenden Winter gleichzeitig mit der Grippe, Covid und Überschwemmungen herumschlagen muss - man muss bedenken, dass die versprochenen zusätzlichen Hochwasserschutzbauten noch nicht errichtet worden sind. Dazu kommen Massenarbeitslosigkeit und alle Probleme, die sich aus dem Ende der Brexit-Übergangszeit ergeben. Was sollte Boris Johnson also tun? Eine wichtige Maßnahme wäre die Ernennung eines Regierungsbeauftragten für den Winter. Das würde sicherstellen, dass die verschiedenen Ministerien alles Nötige unternehmen, dass Revierkämpfe, wie sie im März ausbrachen, vermieden werden, und dass die Kommunikation innerhalb des Systems klappt.“
Rush Hour entzerren
Dagens Nyheter setzt auf die Eigenverantwortung der Bürger und der lokalen Behörden:
„Die Maske sollte das neue Accessoire dieses Herbstes sein. In Kombination mit dem einfachen Rat, Abstand zu halten und die Hände zu waschen, können wir als Einzelpersonen viel tun, um die Infektion fernzuhalten. ... Der Tagesbeginn muss entzerrt werden. ... Das schwedische Gesundheitsamt gab letzte Woche bekannt, dass es Sache jeder Stadt und Gemeinde ist, selbst zu planen, wie Staus am besten vermieden werden. Und das ist eine kluge Verordnung: Hier muss jeder mit guter Vorbereitung seine eigene Verantwortung übernehmen, anstatt dann schockiert zu sein, wenn die Ausbreitung der Infektion und das Gedränge bereits Tatsache sind.“
Nun bangt man auch in den Bergen
Die Pandemie verunmöglicht einen klassischen Skiurlaub, befürchtet Die Presse:
„Während sich die Tourismusbranche durch den Sommer zittert, haben viele Wintersportorte noch keinen Plan, wie es bei ihnen weitergeht. Und da ist der Imageschaden aufgrund der Vorfälle in Ischgl noch das geringste Problem. Ein klassischer Skiurlaub mit Menschentrauben vor den Liften und Skifahrern in engen Gondeln ist undenkbar. ... Und selbst wenn die Seilbahnen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen aufsperren: Wer zahlt 60 Euro für eine Tageskarte, wenn er aufgrund der Zugangsbeschränkungen nur alle heiligen Zeiten eine Gondel ergattert? Wer setzt sich dem Risiko im Winter aus? Kühl und feucht – also bei idealen Witterungsbedingungen für Coronaviren, wie die Vorfälle in den Schlachthöfen gezeigt haben.“