Merkel geht in Rente: Bye, bye Bundeskanzlerin!
Vergangenen Donnerstag wurde Angela Merkel mit einem Großen Zapfenstreich offiziell aus dem Amt der Bundeskanzlerin verabschiedet. Seit November 2005 hatte die CDU-Politikerin Deutschland regiert und auf europäischer Ebene an vielen wichtigen Entscheidungen mitgewirkt. Europas Presse zieht eine gemischte Bilanz.
Kein würdiger Ersatz in Sicht
Mit Bedauern verabschiedet sich Sme von der scheidenden Kanzlerin:
„Es wäre irreführend zu schreiben, dass die einflussreichste und wichtigste europäische Politikerin des 21. Jahrhunderts abtritt. An Einfluss und Bedeutung hatte Angela Merkel auch unter Männern keinen, der ihr das Wasser reichen konnte. Sie hinterlässt eine große Lücke, die weder ihr Nachfolger Scholz noch Macron, sollte der wiedergewählt werden, noch sonst jemand füllen kann. ... Vielleicht werden sich am Ende auch diejenigen im Guten an sie erinnern, die ihr das 'Wir schaffen das', die Energiewende oder die Art der Lösung der Finanzkrise nie verzeihen wollten.“
Nicht genug Zähne gezeigt
Merkel sollte zum Abschied nicht glorifiziert werden, findet Daily Telegraph:
„Dank eines langen und unerzwungenen Fehlerkataloges und atemberaubender Selbstgefälligkeit ihrer Regierung ist die einst dominante konservative Partei ein Schatten ihrer selbst. Sie übergibt die Macht an eine linke Koalition und hinterlässt ein Land und einen Kontinent, die sehr verwundbar sind für die autoritären Regime an ihrer Türschwelle. ... Das wird nirgends deutlicher als bei Nord Stream 2. ... Die Verteidigung westlicher Werte erfordert Führungspersönlichkeiten, die die Gefahren, denen wir ausgesetzt sind, klar erkennen und auch bereit sind, diese zu verteidigen. ... Tragischerweise für Deutschland und den Westen tat Merkel keines von beiden.“
Die Zeiten für eine Kompromissfinderin sind vorbei
Dass mit Merkel eine Ära endet, ist laut Radio Kommersant FM nicht nur eine leere Worthülse:
„Die Epoche der politischen Kompromisse wird Vergangenheit. Die Welt wird immer härter. ... Merkel ist auch gegangen, weil derartige Schemata nicht mehr recht funktionieren. ... In Bezug auf Russland sind die Minsker Vereinbarungen ein gutes Beispiel: Sie sind ein Kind der abtretenden Bundeskanzlerin. Sie haben zwar eine wichtige Rolle gespielt und die heiße Phase des Krieges beendet, aber seither bewegt sich nichts mehr. Es gibt nur Aufforderungen, sie zu beachten, was aber schon lange nicht mehr passiert. Ein anderes großes Kompromissprojekt ist Nord Stream 2: fertiggestellt, aber es fließt nichts.“